Familienkulturen im Wandel – ein Kurzbericht von der 9. Kindertagung
Vom 31. Oktober bis zum 3. November 2019 fand zum neunten Mal innerhalb von fast dreißig Jahren die hypno-systemisch fokussierte Tagung zu Konzepten in der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen statt.
Von Ralph Schliewenz
Mit gut 1.000 Teilnehmenden nicht nur ein Anziehungspunkt für alle, die sich auskennen und die, die etwas auf sich halten, sondern auch eine große Chance, zu netzwerken. Mit dem Leiter der Fachgruppe entsandte auch die Sektion „Klinische Psychologie“ ihren Repräsentanten in die Renaissance- und Romantik-Stadt am Main.
Konstruktionen der aktuellen Familienwirklichkeiten sind hoch komplex. Unter Umständen bedarf es daher eines trance-ähnlichen Bewusstseinszustands, um vorhandene Fähigkeiten bei der heranwachsenden Generation nutzbar werden zu lassen. Ob mit „Jedi-Strategien“ (BEILFUSS) auf „Heldenreise“ zu gehen, oder einfach den „Kompass“ (REINICKE) auf „Integration“ zu stellen; ob im multi-kulturellen „Multi-Familien“ (ASEN) –Konstrukt oder in der gesamten „Community“ (FURMAN) – der Kreativität scheinen im konstruktivistisch-lösungsorientierten (LANG) Vorgehen keine Grenzen gesetzt.
RETZLAFF vermittelte zudem Mut, in der Arbeit verfahrensübergreifend und integrativ tätig zu werden. Dieser Optimismus nährt sich wohl aus Tendenzen, die selbst bei politischen Entscheidungen auf ein Umdenken hindeuten (Thema: Anerkennung etc.).
SCHMIDT diskutierte in seinem Vortrag Wechselwirkungen, die sich bereits aus sprachlichen Mustern suggestiv ergeben (Erziehung als Form von Ziehen vs. Drücken oder (den) Atem-Beraubend etc.). Ein Wechsel der Perspektive dürfte Eltern vor das „Problem“ stellen, in familiären Veränderungsprozessen auch von ihren Kindern „abhängig“ zu sein: was Kinder tun wollen, entspricht selten dem, was sie tun sollen. Was immer Kinder tun, sie stellen damit aber auch eine Fähigkeit unter Beweis. Sie einzuladen, aus dieser Ressource eine „Lösung“ zu entwickeln, sieht Schmidt als Haltung an, die es gälte, Eltern zu vermitteln.
Im Spiel mit Kindern „so zu tun, als ob“ (BIERBAUM-LUTTERMANN), bietet unendlich viele Möglichkeiten, sich virtuell auszuprobieren und real zu üben. Für ihr Lebenswerk erhielt Hiltrud Bierbaum-Luttermann dann die entsprechende Anerkennung in Form des Daniel-P.-Kohen-Preises und standing-ovations.
Insgesamt also eine Veranstaltung, die vielleicht nicht als „must-do“ aber bestimmt als „don’t-miss“ einzustufen war und, der es zudem gelang, selbst den Nachwuchs (Studierende der Psychologie) einzubinden.