Psychologie in der Aus- und Weiterbildung von Lehrkräften an Schulen
Mit der Umwandlung der Staatsexamens-Lehramtsstudiengänge in Bachelor-Master-Programme wurden auch „die Karten“ für die Beteiligung der Psychologie „neu gemischt“. Einerseits wurde das Fach Bildungswissenschaften, zu dem die Psychologie fortan gehörte, aufgewertet. Erstmalig verabschiedete die KMK Bildungsstandards für die Lehramtsausbildung für Lernbereiche, die bis dahin eher nebensächlich als „erziehungswissenschaftliches Begleitstudium“ bezeichnet wurden oder gar als „klein e“ miniaturisiert wurden. Aufgewertet zu einem gleichberechtigten Fach neben den Unterrichtsfächern, erhielten die Bildungswissenschaften mehr Gewicht im Lehramtsstudium – gute Entwicklungschancen für die Psychologie. Andererseits nahmen die Standards für das Fach Bildungswissenschaften keine disziplinäre Zuordnung mehr vor. Themen wie Lernen, Gedächtnis, Entwicklung, Diagnostik waren nur zwar festgeschrieben, aber es bleibt offen, welche akademische Disziplin diese Themen im Lehramtstudium vertritt: Soziologie, Erziehungswissenschaft, Philosophie, Psychologie? Das freie Spiel der inneruniversitären Kräfte war eröffnet.
Vor diesem Hintergrund sieht die Sektion AFW es als ein wichtiges und fortdauerndes Ziel an, die Rolle der Psychologie in Lehramtsstudiengängen zu sichern und auszubauen. Wir
- fördern den Austausch zwischen Kolleginnen und Kollegen, die im Bereich der Lehramtsausbildung tätig sind,
- diskutieren psychologiedidaktische Themen mit explizitem Lehramtsbezug auf unseren Fachtagungen Psychologiedidaktik und Evaluation,
- kooperieren mit der Kommission Psychologie in Lehramtsstudiengängen der Deutschen Gesellschaft für Psychologie (DGPs), die regelmäßig ein Rahmencurriculum Psychologie in Lehramtsstudiengängen überarbeitet und die die Beteiligung von Psycholog*innen an der Akkreditierung von Lehramtsstudiengängen fordert,
- sind im Board of Educational Affairs der European Federation of Psychologists’ Associations (EFPA) vertreten, um auch international die Rolle der Psychologie für die Aus- und Weiterbildung von Lehrerinnen und Lehrern hervorzuheben.
Auch verbandsintern gilt es immer wieder, diese Aufgabe der Psychologie zu betonen – nicht nur im Hinblick darauf, dass die Psychologie Lehrkräfte in ihren vielfältigen und anspruchsvollen Aufgaben unterstützen kann, sondern auch im Hinblick auf die enorme Breitenwirkung, die die Psychologie erzielt, wenn sie konstruktiv auf die Aus- und Weiterbildung von Lehrkräften einwirkt.
Mehr dazu?
Deutsche Gesellschaft für Psychologie. (2008). Psychologie in den Lehramtsstudiengängen. Ein Rahmencurriculum. (öffnen)
Dutke, S. & Singleton, K. (2006). Psychologie im Lehramtsstudium: Relevanzurteile erfahrener Lehrkräfte. Psychologie in Erziehung und Unterricht, 53, 226-231.
Dutke, S., Bakker, H., Sokolová, L., Stuchlikova, I., Salvatore, S., & Papageorgi, I. (2019). Psychology curricula for non-psychologists? A framework recommended by the EFPA Board of Educational Affairs. Psychology Learning and Teaching, 18, 111-120. doi: 10.1177/1475725718810929
Dutke, S. & Kracke, B. (2019). Mehr Konsequenz in der Lehrer_innenbildung! Psychologische Rundschau, 70, 121-124. doi: 10.1026/0033-3042/a000438
Kultusministerkonferenz. (2014). Standards für die Lehrerbildung: Bildungswissenschaften: Beschluss der Kultusministerkonferenz vom 12.06.2014. (öffnen)
Schüring, C. & Dutke, S. (2014). Was erfahrene Lehrer an der Psychologie schätzen – Ergebnisse einer Studienangebotsevaluation. In M. Krämer, U. Weger & M. Zupanic (Eds.). Psychologiedidaktik und Evaluation X (pp. 301-308). Aachen, Germany: Shaker. (öffnen)
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