PM: Schulpsychologie in Deutschland weiterhin unterversorgt
Psychologenverband legt aktuelle Zahlen zur Versorgung mit Schulpsychologen in den Ländern vor
Anlässlich der Eröffnung des Kompetenzzentrums Schulpsychologie an der Universität Tübingen legt der Berufsverband Deutscher Psychologinnen und Psychologen (BDP) eine aktuelle Erhebung der Versorgung mit Schulpsychologen in den Bundesländern vor.
Zwar ist durch eine Erhöhung der Zahlen in einigen Bundesländern aus Anlass von Amokläufen in Schulen eine Verbesserung zu verzeichnen, dennoch bleibt Deutschland mit einem Schlüssel von rund einem Schulpsychologen auf rund 9000 Schüler weiterhin weit hinter dem internationalen Standard und sogar hinter dem bereits in den 70er Jahren geforderten Mindeststandard von 1:5000 zurück. Schlusslicht sind weiterhin die Bundesländer Schleswig-Holstein und Niedersachsen, in denen ein Schulpsychologe für 61 bzw. 53 Schulen zuständig ist. Erfreulich ist der Ausbau der Schulpsychologie in einigen Bundesländern in den letzten Jahren wie beispielsweise in NRW, Baden-Württemberg oder Thüringen, während andere Bundesländer weiterhin eklatant unterversorgt bleiben.
Baden-Württemberg ist jetzt noch einen Schritt weiter gegangen. Das am 11. Januar eröffnete Kompetenzzentrum für Schulpsychologie an der Universität Tübingen stellt aus Sicht des BDP einen wichtigen Schritt zur Qualitätssicherung dar. „Diese Vernetzung von Wissenschaft und Praxis brauchen wir, um die Qualität der schulpsychologischen Unterstützung für Schulen und Schüler zu erhalten und weiter zu verbessern“, so Stefan Drewes, Vorsitzender der Sektion Schulpsychologie im BDP. „So sehr wir die Aufstockung von Stellen begrüßen, so wichtig ist uns im Zusammenhang mit dem gerade stattfindenden Generationswechsel in der Schulpsychologie die Begleitung und Betreuung neu eingestellter Schulpsychologen.“
Drewes betont zudem den Bedarf an Forschung auf diesem Gebiet, weshalb die Anbindung an die Universität vom BDP sehr positiv bewertet werde. Das gelte auch für die Entscheidung, keine „Schulpsychologen light“ auszubilden, sondern Module der Schulpsychologie im Rahmen eines Bachelor- und Masterstudiengang in Psychologie anzubieten. Somit werden der Schulpsychologie in Zukunft weiterhin grundständig ausgebildete Psychologen zur Verfügung stehen, die mit psychologischem Fachwissen die Schulen in ihrer Arbeit und Schüler in ihrer Entwicklung unterstützen können.
Der BDP erwartet von der Schaffung des Kompetenzzentrums an der Universität Tübingen eine Signalwirkung für die Bundesrepublik. Damit kann es gelingen, die Fortbildung für Schulpsychologen zu aktuellen Themen unter Berücksichtigung neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse zu koordinieren sowie schulpsychologische Methoden laufend zu evaluieren und weiterzuentwickeln. „Egal, welche Wege die auf dem Bildungssektor ja unabhängig agierenden anderen Bundesländer beschreiten – Baden-Württemberg setzt mit dem ans Kultusministerium angebundenen Kompetenzzentrum und der damit gesicherten Kooperation von Schulpsychologen mit Hochschulen und Wissenschaftlern, Maßstäbe,“ betont auch Sabine Siegl, Präsidentin des BDP. „Wir wünschen uns, dass von dort aus viele Impulse zum weiteren Ausbau der für die Gesellschaft immens wichtigen Schulpsychologie ausgehen werden.“
Aktuelle Versorgungszahlen aller Bundesländer sind über die Pressestelle erhältlich.