Sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Kongressteilnehmerinnen und Kongressteilnehmer,
es ist mir eine große Freude, Sie heute beim 25. Bundeskongress für Schulpsychologie in der schönen Stadt Hamburg begrüßen zu dürfen. Seit fünfzig Jahren bietet der Bundeskongress Schulpsychologinnen und Schulpsychologen - sowie an schulischer Beratung Beteiligten anderer Professionen - nicht nur die Gelegenheit des Austausches und der Vernetzung, sondern auch die Möglichkeit der Vertiefung und Weitergabe fachlicher Expertise. Und genau diese wird zurzeit dringender denn je benötigt.
Viele Menschen nehmen die gegenwärtige Welt im Vergleich zu früher nicht nur als schnelllebiger, sondern auch als unsicherer wahr. Zahlreiche Kinder und Jugendliche sind mit großen psychosozialen Belastungen aus der Corona-Pandemie in die Schulen zurückgekehrt. Das schulische Personal – und auch die Schulpsychologinnen und Schulpsychologen – berichten von Angstsymptomen, Depression und Disziplinproblemen sowie anderen Verhaltensauffälligkeiten. Insbesondere in aktuellen Zeiten halte ich daher das Motto des diesjährigen Bundeskongresses „Psychisch gesund in die Zukunft!“ für alle Schülerinnen, Schüler sowie für das schulische Personal für eminent wichtig.
Die Herausforderungen mit denen sich Schülerinnen und Schüler konfrontiert sehen, sind multidimensionaler Natur und finden On- und Offline statt. Die Lebenswelt von Kindern und Jugendlichen hat sich in den vergangenen Jahren zusehends verändert und an Komplexität gewonnen. Individuelle Sorgen und Probleme im häuslichen Bereich (wie etwa Gewalterfahrungen, Vernachlässigungen, Armut und Trennungen), Schwierigkeiten im schulischen Bereich (Lerndefizite und / oder Leistungsdruck, Mobbing und Ausgrenzung, Schulangst etc.) sowie psychosoziale Belastungen und psychische Erkrankungen (Depressionen, Essstörungen, Ängste etc.) führen an allen Schulformen zu vermehrten Unterstützungsbedarfen der Schülerinnen und Schüler. Des Weiteren werden Ängste auch durch weltweite Krisen wie dem Klimawandel, dem Krieg in der Ukraine sowie dem Nahostkonflikt ausgelöst. Junge Heranwachsende nehmen durch rapide steigenden, ungefilterten Medienkonsum, insbesondere durch soziale Medien, die weltlichen Konflikte und Probleme stärker wahr und stehen vor der Herausforderung das Überangebot an Information einzuordnen und mental zu verarbeiten. Ergänzend führen gesteigerte Sensibilität und Individualitätsbedürfnisse zu einer größeren Bedeutung der Frage: „Wer bin ich und wer möchte ich sein?“. Dies spiegelt sich u. a. in der Findung der Geschlechtsidentität, den Erwartungen an sich und an die Gesellschaft, sowie in unklaren Rollenbildern wieder.
Diese Themen, Fragestellungen und Probleme kennen Sie alle sehr gut – denn sie begegnen Ihnen jeden Tag in Ihrem Kontakt zu den Schülerinnen und Schülern.
Die Schulpsychologie liefert einen wichtigen Beitrag, Kinder und Jugendliche bei der Beantwortung dieser drängenden Fragen zu unterstützen und sie ein Stück auf ihrem Weg zu begleiten. Manchmal ist es auch die Aufgabe, den Weg überhaupt erst einmal gemeinsam zu finden. Durch die zunehmend heterogene Schülerschaft verändern sich in allen Schulformen nicht nur die Aufgaben und das Rollenverständnis des schulischen Personals, auch der Beratungsbedarf nimmt zu.
Wir alle – die Gesellschaft, die Ministerien, Beratungsdienste und Schulen, aber auch die Sorgeberechtigten - sind gefordert unsere Kinder und Jugendlichen zu begleiten, sie zu stärken und zu fördern. Es gilt, ihre Probleme und Anliegen als solche zu erkennen und sie in der Bewältigung zu unterstützen. Es ist an uns, die Rahmenbedingungen zu gestalten, sodass die junge Generation stark und gesund in die Zukunft starten kann.
Die Schulpsychologie stellt einen bedeutenden Baustein multiprofessioneller Arbeit im System Schule und für eine gelingende Inklusion dar und leistet somit einen wichtigen Beitrag zur positiven Entwicklung unserer Gesellschaft – im Heute und im Morgen.
In Hamburg arbeiten Schulpsychologinnen und Schulpsychologen gemeinsam mit Fachkräften anderer Professionen seit über 20 Jahren sehr erfolgreich in multiprofessionell aufgestellten Beratungs- und Unterstützungseinrichtungen; seit 2012 in den Regionalen Bildungs- und Beratungszentren (ReBBZ), dem Bildungs- und Beratungszentrum bei Krankheit/ Autismus (BBZ) und der Beratungsstelle Gewaltprävention. Die multiprofessionelle Aufstellung hat insbesondere vor dem Hintergrund einer zunehmenden Komplexität weiter an Bedeutung gewonnen und stellt einen zentralen Wert in der Qualität der Beratung und Unterstützung dar.
Ich möchte die Gelegenheit nutzen, um mich insbesondere bei den Hamburger Schulpsychologinnen und Schulpsychologen und allen an Beratung beteiligten Fachkräften zu bedanken. Ihr unermüdlicher Einsatz und ihr Engagement für die Hamburger Schülerinnen und Schüler wird nicht nur gesehen, sondern auch hoch anerkannt und wertgeschätzt. Den Fokus verstärkt auf Prävention zu legen und damit dem Motto „Psychisch gesund in die Zukunft!“ zu folgen ist mir ein großes Anliegen. Die Hamburger Schulbehörde setzt mit eben diesem Ziel viele ihrer während der Covid-19-Pandemie verstärkten präventiven und interventiven Maßnahmen und Angebote zur psychosozialen Stabilisierung der Schülerinnen und Schüler fort. Darüber hinaus baut die Hamburger Schulbehörde kontinuierlich die erforderlichen personellen Ressourcen aus - mit dem Ziel einer Stärkung der psychosozialen Lage. Wir sehen uns auch weiterhin in der Verantwortung, das schulische Wohl der Hamburger Kinder und Jugendlichen zur Maxime unseres Handelns zu machen.
Liebe Kongressteilnehmerinnen und Kongressteilnehmer,
ich wünsche Ihnen einen interessanten und intensiven Austausch, neue Erkenntnisse und spannende Impulse sowie Eindrücke und dass Sie die Freude an Ihrer Arbeit nicht nur miteinander teilen, sondern auch nachhaltig erhalten können.
Mit herzlichen Grüßen
Ksenija Bekeris
Michaela Peponis, Leiterin der Abteilung Inklusive Bildung des Amtes für Bildung der Schulbehörde Hamburg, wird auf der Eröffnung des BUKO 2024 das Grußwort für Ksenija Bekeris halten, da sie selbst nicht anwesend sein kann.