Der BDP stellt vor: Carola Brücher-Albers, Präsidiumsbeauftragte für Berufsethik
Mit unserer neuesten Präsidiumsbeauftragten haben wir Sie bereits bekannt gemacht (das Interview können Sie hier nachlesen), nun möchten wir Ihnen ein weiteres langjähriges BDP-Mitglied vorstellen. Dipl.-Psych. Carola Brücher-Albers, die den Vorsitz der Präsidiumskommission Berufsethik innehat.
Frau Brücher-Albers, bitte stellen Sie sich einmal kurz vor.
Carola Brücher-Albers: Als Dipl.-Psych. und Klinische Psychologin BDP war ich beratend und gutachterlich in eigener Praxis tätig sowie als Dozentin in der Weiterbildung von Pflegekräften. Ich bin seit dem Jahr 2011 aus dem Erwerbsleben ausgeschieden. Im Unruhestand lebend finde ich Gefallen an Witz, Humor und Ironie in künstlerischen und gesellschaftlichen Bereichen, an der Pflege des geselligen Beisammenseins und Ergründen, was die Menschen zusammenhält, an ehrenamtlichen Aktivitäten und der Entwicklung konzeptioneller und strategischer Aufgaben des Berufsverbandes.
Wie sieht Ihr bisheriges Engagement im BDP aus?
Brücher-Albers: Ich bin seit 1971 Mitglied im BDP und war Vorsitzende der LG Rheinland-Pfalz von 1982-1986, DK-Vorsitzende von 1983-1986, Generalsekretärin und Vizepräsidentin der Europäische Föderation der Psychologen von 1997-2001, Vizepräsidentin BDP von 2002-2004, Präsidentin BDP von 2005-2010, Vizepräsidentin des Internationalen Kongresses für Psychologie der International Union of Psychological Science in Berlin 2008. Die Gründung der Psychologischen Hochschule Berlin im Jahr 2010 wurde von mir als Präsidentin und Vorsitzende des Kuratoriums mitverantwortet.
Mitgliedschaften in diversen Sektionen und einzelne fokussierende Interessenlagen in meiner beruflichen Entwicklung führten zu Mitgliedschaften in unterschiedlichen nationalen wie internationalen Kommissionen. Aktuell bin ich neben meinem Engagement in der Ethikkommission des BDP und der Ethikkommission der Föderation Deutscher Psychologenvereinigung Mitglied in der AG Palliativpsychologie und dem AK Antisemitismus (Gründungsname) sowie Mitglied des Ehrengerichts. Dies alles trug wohl dazu bei, dass mir 2018 vom BDP das Ehrenzeichen verliehen wurde.
Welche Aufgaben haben Sie in der Rolle als Vorsitzende der Präsidiumskommission Berufsethik?
Brücher-Albers: Mitglieder des BDP verpflichten sich mit ihrer Mitgliedschaft zur Beachtung einer Berufsordnung, den Berufsethischen Richtlinien (BER). Verletzungen dieser Berufsordnung erlauben es Geschädigten oder kollegialen Beobachtenden von berufsethischen Missachtungen, auf die Einhaltung der BER in der Berufsausübung hinzuwirken; sei es durch eine Klageführung vor dem Ehrengericht oder durch Einleitung einer Mediation durch die Ethikkommission im Fall einer gesundheitlichen Begründung für die Verletzung der BER. Allgemein monitoren wir in der Öffentlichkeit beispielhaft Verletzungen des Titelschutzes, des Auftretens in den Medien und wir arbeiten konzeptionell an der Fortschreibung der BER.
Welche Themen möchten Sie im BDP vorantreiben?
Brücher-Albers: Stärkung der Verbandsaufgaben durch aktive ehrenamtliche Mitwirkung in Arbeitsgremien, Weiterentwicklung der Satzungsziele hinsichtlich gesellschaftlicher Herausforderungen und sich verändernder Berufsaufgaben, Identifizierung und Wahrnehmung der gesellschaftlichen Aufgaben und Pflichten des Psychologenstandes
Wie können die Mitglieder selbst aktiv werden und an diesen Themen mitarbeiten?
Brücher-Albers: Zurückblickend halte ich das Old-School-Muster unserer zentralen Forschungsergebnisse zu den zwischenmenschlichen Kommunikationen, nämlich die Bedeutung der nicht medial vermittelten Face-to-Face Interaktion, für zukunftsweisend. Die Nutzung der sozialen Medien kann das Berührt Sein oder Angerührt Sein bei Äußerungen meines Gegenübers nicht ersetzen, vielleicht auch nicht ermöglichen.
Wer, wenn nicht wir, sollten in regionalen Treffen oder überregionalen Tagungen die politischen und gesellschaftlich vorgegebenen Bedingungen unserer Berufsausübung wahrnehmen, analysieren und gewünschte Veränderungsprozesse einleiten. Selbstverständlich tragen die Instrumente der New-School, i.e. die sozialen Medien als Kommunikationsinstrumente dazu bei, die mir Sorge machende Vereinzelung der Berufsangehörigen einzudämmen.
Wir müssen auch unsere Arbeitsbedingungen, die Lebensbedingungen der Menschen und die oftmals misslingenden Coping-Versuche angesichts der Arbeits- und Lebensbedingungen, zum Anlass nehmen, durch solidarisches Handeln im Berufsverband zu Veränderungen dieser oftmals von außen gesteuerten Strukturen und Prozesse selbstwirksam beizutragen. Das fängt mit einer dem Aufgabenprofil und dem Bildungsabschluss gerechten Gehaltseinstufung an und hört bei übergriffigen Versuchen auf, wie z.B. der Forderung nach Nachweis einer psychotherapeutischen Approbation für genuin psychologische Berufsaufgaben. Die Perspektiven der wissenschaftlichen Psychologie und Psychotherapie können und dürfen in der Berufspraxis und den Arbeitsfeldern der Psychologenschaft nicht von Berufsfremden de lege artis angewendet werden.
Zurück zu Ihrer Frage: Ich wünsche mir mehr Kollegen und Kolleginnen, die beim Surfen über unsere Homepage erkennen, in welchen Aktivitätsbereichen der BDP präsent ist. Im Hinblick auf beruflich relevante gesellschaftliche Herausforderungen und die eigenen Arbeitsbedingungen helfen nicht nur psychologische Fachbeiträge oder ein interdisziplinärer Austausch am Arbeitsplatz. Anlassbezogen, beruflich oder fachlich interessiert, lässt sich schnell Kontakt zu mir und den vielen anderen Aktiven im BDP zu Fragen des Freiraums in der Berufsausübung, der berufsethischen Vorgaben oder eben der Gehaltsfindung knüpfen.