Starke Psyche – Starke Gesellschaft!
Die psychische Gesundheit und Resilienz der gesamten Bevölkerung sind es wert, als grundlegende Ressourcen für gesellschaftliche Entwicklung und auch wirtschaftliches Wachstum verstanden und gefördert zu werden.
Im Zuge der Neuwahlen hat der Berufsverband Deutscher Psychologinnen und Psychologen in Richtung Politik Positionen formuliert, die psychische Gesundheit und Resilienz als Voraussetzung für eine starke, nachhaltige und zukunftsfähige Gesellschaft verstehen.
Der Verband appelliert nun an die regierungsbildenden Parteien und Politiker*innen, zentrale Aspekte der psychischen Gesundheit in den Koalitionsverhandlungen zu berücksichtigen und im Koalitionsvertrag festzuschreiben.
Starke Psyche – starke Gesellschaft! bedeutet, die Kraft der psychischen Gesundheit und Resilienz zu nutzen, um die Bevölkerung in Deutschland als Ganzes für aktuelle und zukünftige Herausforderungen zu stärken.
Wir stehen vor großen Herausforderungen. Die nationalen und globalen Krisen erfordern in vielen Bereichen ein Umdenken sowie den Mut, neue Wege zu gehen. Auch Deutschland steht unter einem enormen politischen und gesellschaftlichen Handlungsdruck, der aber auch als Chance verstanden werden kann.
Die Positionen des BDP bilden dabei ein breites Themenspektrum ab:
- Zukunftsorientierte Bildung braucht psychische Gesundheit
Demokratie, gesellschaftlicher Zusammenhalt, Wohlbefinden und Wohlstand hängen maßgeblich von einer zukunftsorientierten Bildung ab. Psychische Gesundheit bildet hier die Grundlage, damit zukünftige Generationen für die Herausforderungen gerüstet sind. Im Sinne einer nachhaltigen Bildungspolitik fordern wir deshalb die konsequente Umsetzung des Nationalen Aktionsplans Bildung mit seiner weitreichenden Bedeutung für psychische Gesundheit und Wohlbefinden in der Schule.
- Klimawandel bewältigen: eine nationale Strategie für psychologische Resilienz
Der Klimawandel ist nicht nur eine ökologische, sondern auch eine psychologische Krise, mit der auch enorme psychische Belastungen einhergehen. Es braucht eine Strategie zur Bewältigung, die die Gesellschaft in ihrer Resilienz und Anpassungsfähigkeit stärkt, nachhaltige Verhaltensveränderungen fördert und sichere Zukunftsperspektiven schafft. Das geht nur unter Einbeziehung der entsprechenden psychologischen Expertise in politische Entscheidungsprozesse.
- Für modernen Arbeitsschutz: Psycholog*innen ins ASiG
Die Herausforderungen der modernen Arbeitswelt nehmen kontinuierlich zu. Gerade auch Gefährdungen durch negativ gestaltete psychische Belastungsfaktoren führen vermehrt zu physischen und psychischen Erkrankungen. Die Folgen sind alarmierend. Psycholog*innen verfügen über spezifisches Fachwissen zur Beurteilung der komplexen psychischen Anforderungen und zur Umsetzung einer effektiven Prävention und Gesundheitsförderung. Eine Aufnahme der Profession ins Arbeitsschutzgesetz (ASiG) ist längst überfällig.
- Digitalisierung: Chancen nutzen, Risiken managen, Vertrauen schaffen
Die Digitalisierung hat weitreichende Auswirkungen auf nahezu alle Bereiche der Gesellschaft. Mit zunehmender Komplexität insbesondere im Kontext von künstlicher Intelligenz gehen damit Risiken einher, die das Vertrauen im Umgang mit neuen digitalen Techniken nachhaltig negativ beeinflussen können. Psychologische Expertise kann bei der verbraucheroptimierten Entwicklung und Implementierung von Digitalisierungsprozessen Risiken managen und Vertrauen schaffen, indem sie u. a. ethische Aspekte einbezieht, Transparenz ermöglicht und bei der Vermittlung notwendiger Kompetenzen unterstützt.
- Nachhaltige psychotherapeutische Versorgung sichern
In Zeiten multipler Dauer-Krisen ist gerade auch ein ausreichendes und niedrigschwelliges Angebot an psychologischen und psychotherapeutischen Hilfeleistungen besonders wichtig. Dafür braucht es in Deutschland dringend eine Verbesserung der leitlinienorientierten psychotherapeutischen Versorgung sowie eine sektorenübergreifende Vernetzung, sichere Finanzierung der psychotherapeutischen Weiterbildung und angemessene Vergütung, um die psychotherapeutische Versorgung der Bevölkerung langfristig zu sichern.
- Kinder und Jugendliche stärken
Ein besonderes Augenmerk brauchen die jüngsten Mitglieder unserer Gesellschaft. Viele erleben Diskriminierung, haben psychische Auffälligkeiten und machen sich zunehmend Sorgen um Krisen wie Kriege oder den Klimawandel. Auch die Folgen der Pandemie wirken bei jungen Menschen besonders stark nach. Um dennoch Mut, Zuversicht und persönliche Perspektiven entwickeln zu können, brauchen Kinder und Jugendliche verlässliche und niederschwellige Unterstützungsangebote. An ihnen darf trotz knapper Ressourcen nicht gespart werden.
- Last but not least – Titelschutz ist Verbraucherschutz
Psychologie hilft: Von der Entwicklung von Potentialen und Präventionsmaßnahmen bis hin zur Krisenintervention sind psychologische Dienstleistungen aus keinem Lebensbereich mehr wegzudenken. Zur Recht haben Verbraucher*innen, Auftraggeber*innen und Arbeitgeber*innen großes Vertrauen in das Wissen und Können von Psycholog*innen. Dabei ist der Titel „Psychologe/Psychologin“ gesetzlich nahezu ungeschützt. Es braucht hier dringend ein Psycholog*innengesetz, das Orientierung bietet, Sicherheit schafft und auf diese Weise für einen besseren Verbraucherschutz sorgt.