BDP empfängt Finnische Gesellschaft für Psychologie in Berlin
Wir können viel voneinander lernen
Das Treffen der beiden Psychologieverbände fand in der Bundesgeschäftsstelle des BDP in Berlin statt und ist ein Wiedersehen nach 15 Jahren. Nach der Begrüßung und einer kurzen Einführung in die Struktur und Aufgaben der Verbände stand vor allem das Thema Schulpsychologie auf der Agenda. Die beiden Verbände diskutierten unter anderem über die Arbeit von Psychologinnen und Psychologen an deutschen und finnischen Schulen. Der Austausch zeigte bei einem vergleichenden Blick auf die Situation der Schulpsychologie in den beiden Ländern, dass zwar das Verhältnis von Schülerinnen und Schülern zu Schulpsychologinnen und -psychologen in Finnland (1:780) besser ist als in Deutschland (1:6300) im Bundesdurchschnitt, Stand 2020), der finnische Verband aber eine ähnliche klar definierte Berufs- und Aufgabenbeschreibung von Schulpsychologinnen und psychologen wie in Deutschland anstrebt (u.a. bei Koordination, Netzwerk und Prävention). Während viele Unterschiede in der Natur finnischer und deutscher Schulpsychologinnen und Psychologen wohl auf historischen und kulturellen Unterschieden beruhen, kam man in der Diskussion auch zu dem Ergebnis, dass die Unterschiede wohl auch in den Schulsystemen zu finden sind sowie in den unterschiedlichen Positionen und Rollen, die Lehrerinnen und Lehrer in Finnland und Deutschland innehaben.
Darüber hinaus tauschten die Verbände auch Erfahrungen über die Gesundheitssysteme beider Länder aus und sprachen über die Rolle von Psychologinnen und Psychologen sowie Psychotherapeutinnen und -therapeuten innerhalb des Systems. Der finnische Verband äußerte seine Besorgnis darüber, dass die bevorstehende Reform des Gesundheits- und Sozialwesens im Jahr 2023 in Finnland die Stellen für Psychologinnen und Psychologen in der primären Gesundheitsversorgung nicht ausreichend berücksichtigen würde. Weiter wurde herausgearbeitet, dass in Deutschland die Versorgung zwar nicht in sogenannten Gesundheitszentren organisiert wird, dafür aber die psychologische Grundversorgung direkt zugänglich ist. Weltweit mache die Kosten für psychische Probleme und Störungen fast 50 % der gesamten Gesundheitsausgaben aus. Auch in Deutschland bestehe bei der psychologischen Grundversorgung Verbesserungsbedarf, etwa bei der begrenzten Anzahl von Psychotherapeutinnen und -therapeuten mit einer erstattungsfähigen Zulassung durch die gesetzlichen Krankenkassen.
Zum Schluss wurde die Bedeutung der Psychologie in Bezug auf die Bekämpfung des Klimawandels diskutiert und beide Seiten beschlossen, den Austausch in diesem wichtigen Bereich zu ausgewählten Themen wie etwa der Klimaangst fortzusetzen.
Der BDP ist äußerst dankbar für den gemeinsamen Austausch und freut sich darauf, diesen sehr konstruktiven und informativen Dialog fortzusetzen sowie auch in Zukunft mit der Kollegenschaft aus Finnland zusammenzuarbeiten! Natürlich wünschen wir unseren finnischen Kolleginnen und Kollegen einen angenehmen Aufenthalt in Deutschland und danken vielmals für die Einladung nach Helsinki!