Wähler entscheiden: Kurs halten oder nicht?
Kammerwahl in Schleswig-Holstein vom 16. Juni bis 11. Juli 2011
Vor vier Jahren war die Überraschung bei manchen Mitgliedern groß: der alte Kammervorstand in Schleswig-Holstein war regelrecht abgewählt worden; die Ziele des Wahlzusammenschlusses »KamOn« hatten offensichtlich die Mehrheit überzeugt. Unser Start war trotzdem nicht leicht: entgegen meinem Wunsch war niemand aus dem alten Vorstand bereit, sich weiter in führender Position aktiv einzubringen. Während es in anderen Landeskammern üblich ist, den Vorstand quasi paritätisch zu besetzen, pflegen manche hierzulande noch die Dichotomie. Nun kann der Vorstand eine sehr gute Bilanz vorlegen, viele der angestrebten Ziele wurden erreicht, viele unserer Vorstellungen mit Erfolg umgesetzt. Allen Unkenrufen zum Trotz hat unsere rigorose Sparpolitik keine Einbußen in der Qualität zur Folge. Im Gegenteil! Wir haben uns auf die Kernaufgaben der Kammer konzentriert und die politische Lobbyarbeit ins Blickfeld genommen und ausgebaut.
Was ist aus den Zielen geworden
Sparsamkeit: Neben der deutlichen Absenkung der Aufwandsentschädigungen für Vorstand, Kammerversammlung und alle anderen Funktionen haben wir den gesamten Haushalt auf sein Einsparpotenzial überprüft und dieses konsequent genutzt. Mit dem Erfolg, dass wir drei (3!) Mal den Mitgliedsbeitrag absenken und außerdem eine Beitragsstaffelung nach transparenten Kriterien einführen konnten.
Keine Abwertung der Approbation: Auch hier konnten wir die Bestrebungen aus der Kammerversammlung nach einer Weiterbildungsordnung verhindern. Auf Bundesebene bleibt dies ein heißes Thema.
Verbesserung der Situation für angestellte Mitglieder:
Diesbezüglich kann die Kammer nur eine vermittelnde Rolle einnehmen, aber die haben wir an mehreren Stellen nutzen können; auch führten wir für engagierte Mitglieder eine Veranstaltung durch.
Transparenz: Es ist uns gelungen,
das Kontrollorgan (das die Kammerversammlung darstellt) zeitnah über die Vorstandsbeschlüsse zu informieren. Außerdem werden zahlreiche Informationen und berufspolitische Materialien (vor allem von der BPtK) der Kammerversammlung und oft auch den Mitgliedern zur Verfügung gestellt.
Erhalt der Verfahrensvielfalt:
Wann immer sich die Gelegenheit bot, haben wir uns engagiert zu Wort gemeldet.
Nordkammer: Mit diesem Thema
sind wir zunächst nicht gleich auf Gegenliebe bei den anderen Kammervorständen gestoßen, können inzwischen aber auf eine gute kollegiale Zusammenarbeit setzen, die sich in themenbezogenen Kooperationen darstellt.
Verbesserung der Situation der Psychotherapeutinnen und -therapeuten in Ausbildung:
Die PiA sind durch Änderung des Heilberufekammergesetzes Mitglieder der Kammer. Wir haben uns erfolgreich an der Diskussion um die Reform der Ausbildung beteiligt. Wir sind ganz aktiv in Gesprächen mit dem Sozialministerium, den Ausbildungsinstituten und anderen Akteuren, die sich für eine angemessene Vergütung während der Ausbildung einsetzen könnten. Mein besonderes Engagement galt und gilt der berufspolitischen Kontaktpflege: Ich halte es für extrem wichtig, dass unser Berufsstand bei den (politischen) Entscheidungsträgern wahrgenommen wird. Angesichts der Dringlichkeit der psychotherapeutischen Versorgung der psychisch Kranken muss gehandelt werden. Damit in dieser Frage die Weichen richtig gestellt werden, nehme ich viele Gelegenheiten wahr, mit Politikerinnen und Politikern, mit Vertretern von Krankenkassen und anderen Gremien ins Gespräch zu kommen. Inhaltlich gehört dazu auch der Titelschutz, den ich sehr ernst nehme. Eine persönliche Anmerkung: Ich verstehe meine Rolle als Kammerpräsidentin so, dass ich mich für die Interessen aller Mitglieder einsetze (dies spiegelt sich übrigens auch in der Zusammensetzung des Vorstands wider). Deshalb lege ich großen Wert auf Kooperation auch über Verbandsbindungen hinweg. Ich wünsche mir, dass das zukünftig mehr gelingt und dass die Identifikation mit der Kammer stärker trägt als mit einzelnen Verbandsinteressen. Alle Kammermitglieder bekommen in diesen Tagen Post vom Wahlvorstand der PKSH: Insgesamt sind maximal 15 Stimmen zu vergeben.
Mein Appell an die Leser von »report psychologie« und Wahlberechtigten: Lesen Sie dazu unsere Informationen, die wir gesondert zuschicken oder schauen Sie auf der Homepage der PKSH unter Kammerwahl nach. Es stehen mit mir zusammen mehrere BDP-Mitglieder zur Wahl. Bitte nutzen Sie Ihr demokratisches Recht, die Kammerpolitik mitzubestimmen. Sie entscheiden, ob die Kammerpolitik der letzten vier Jahre fortgesetzt wird und wir Kurs halten!
Juliane Dürkop