Tag der kulturellen Vielfalt: Ein Interview mit Fredi Lang über die Rolle von Diversität und Integration

Fredi Lang, Referent für Berufspolitik, im Gespräch über Diversität und Inklusion innerhalb und außerhalb des BDP.

Im November 2001 hat die Generalversammlung der Vereinten Nationen den 21. Mai zum "Welttag der kulturellen Vielfalt für Dialog und Entwicklung" ausgerufen mit dem Ziel, das öffentliche Bewusstsein für kulturelle Vielfalt zu stärken und die Werte kultureller Vielfalt besser verständlich zu machen. Wir haben mit Fredi Lang, Referent für Berufspolitik des BDP, darüber gesprochen, warum der Welttag auch für den BDP wichtig ist.

„Der Tag der kulturellen Vielfalt würdigt die Dimension, dass der kulturelle Austausch den Ursprung und die Dynamik der menschlichen Entwicklung darstellt. Nur durch den Austausch der vielfältigen Formen, von Ideen, von Ausdrucksformen, von Lebensformen entwickelt sich eine Gesellschaft überhaupt weiter. Je vielfältiger eine Gesellschaft ist, umso mehr Entwicklungspotenzial hat sie, was die UNESCO 2001 in der Allgemeinen Erklärung auch formuliert hat. Darin steht, dass mit der Förderung der kulturellen Vielfalt, die Förderung der Interkulturalität verbunden. Durch kulturelle Vielfalt wird der gegenseitige Respekt vor den jeweiligen eigenen Besonderheiten auf der internationalisierten Ebene gefördert. Das gilt aber auch im Kleinen: Zwischen den vielen Gruppen innerhalb einer Gesellschaft wird so ein hohes Entwicklungspotenzial erzielt. 
Wir sehen heute im Rahmen der Fachkräfte-Diskussion, aber auch im Rahmen der europäischen Entwicklung, dass im Grunde genommen die gegenseitige Befruchtung mit Ideen und mit Formen des Lebens ein Ausdruck der Diversität der Menschen ist und diese sich kontinuierlich weiterentwickelt. Es geht bei der kulturellen Vielfalt um die Freiheit und den Zugang zu Kulturgütern, aber auch um die Freiheit des Ausdrucks, der Musik, Literatur, aller Kunstformen, Multimedia gehört natürlich auch dazu, jetzt mit den sozialen Medien haben wir neue Kulturformen. Auch da drückt sich die Diversität der Menschen aus und entwickelt sich kontinuierlich weiter.“ 

Herr Lang, inwiefern sind gerade Psychologinnen und Psychologen der kulturellen Vielfalt verpflichtet?

„Als Berufsgruppe der Psychologin und Psychologen sind wir den Interessen der Menschen verpflichtet. Ein Anspruch, der sich auch in unseren ethischen Richtlinien wiederfindet. Insofern sind die Werte, die wir als Berufsgruppe vertreten, nahezu identisch mit denen der UNESCO und denen, die vier Jahre später in der Charta der Vielfalt enthalten sind. Verwunderlich ist auch nicht, dass wir schon seit über zehn Jahren den AK Inklusion/Integration haben und noch mal einen extra Bericht dazu gemacht haben. 
Bereits am 23. Mai ist ja auch der Diversity-Tag, der sich für die Integration und Inklusion aller, der Vielfalt im Arbeitsleben einsetzt. In der Charta der Vielfalt sind wir auch schon seit 2013 Mitglied. Von daher ist es naheliegend, dass wir als Berufsgruppe dieses Thema aufgreifen, wenn wir es als Ethos schon leben.“ 

Wie lebt der BDP die kulturelle Vielfalt?


„Der BDP ist Gründungsmitglied der europäischen Psychologenvereinigung EFPA und seit 50 Jahren Mitglied in der internationalen Psychologenvereinigung  IUPsyS. Wir haben schon immer eine große Ausrichtung auf den europäischen Raum und auf den Austausch zwischen den einzelnen Kulturen und auch Fachorganisationen gelegt. Schon 2013 hat der Arbeitskreis Inklusion/Integration einen Bericht dazu erstellt, lange vor einer Flüchtlingswelle. Damals war für uns sozusagen die Vielfalt schon etwas Besonderes und die Förderung von Partizipation und Integration eine wichtige Aufgabe. 
Nicht umsonst haben wir schon 2003 begonnen, Kolleginnen und Kollegen zu unterstützen, die entweder ins europäische oder internationale Ausland gezogen sind oder von dort zurückkamen. Wir haben die Entwicklung von Berufsqualifikationen vorgenommen und sie damit unterstützt, um Ministerien oder anderen Arbeitgebern oder anderen Entscheidungsträgern am Arbeitsmarkt sozusagen Hilfestellung zu geben und Orientierung über die Kompetenzen der Bewerberinnen und Bewerber. Das führt dazu, dass von uns in den letzten zehn Jahren insgesamt 2.350 Anträge bearbeitet worden sind, 1.900 davon wurden positiv bearbeitet, 175 werden noch bearbeitet. Insgesamt kann man sagen, dass die Hälfte der Antragstellerinnen und Antragsteller zwei und mehr Abschlüsse hatten, also auf Master-Niveau ausgebildet waren. Häufige Länder, was nicht unbedingt verwundert, waren einerseits Kriegsländer und Länder mit Besonderheiten, in den letzten zehn Jahren Syrien, Iran. Besonders häufig waren aber auch viele europäische Länder wie Polen, Italien, Niederlande vertreten. Vielfach gab es dann vom BDP bald eine positive Rückmeldung, so dass einem Einstieg ins Arbeitsleben in Deutschland nichts mehr im Wege stand.“

Kommen wir zum Diversity-Tag am 23. Mai, welche Rolle spielt er für den BDP?


„Integration in den Arbeitsmarkt ist nicht nur am Diversity-Tag wichtig. Wir sind als BDP auch in der Normung aktiv. Es gibt seit einem halben Jahr eine internationale Norm zu diversity und inclusion. Hier geht es darum, Stereotype abzubauen und die Integration im Arbeitsleben von der Personalgewinnung bis zum Übergang in die Rente zu fördern und dabei sozusagen Respekt und Wertschätzung vor den jeweiligen kulturellen Besonderheiten in einem Unternehmen zu implementieren und Stereotypen entgegenzuwirken durch entsprechende Maßnahmen interner Art. Da werden wir demnächst eine deutsche Übersetzung mitherausbringen, um sozusagen die Entwicklung dieser Normen und den deutschen Arbeitsmarkt weiter zu fördern.
Und nicht zuletzt drückt sich Diversität auch in der Vielfalt der Mitgliedschaft im BDP aus. Wir fördern das auch. Wir haben den Arbeitskreis Hispanics mit und von spanisch-sprechenden Mitgliedern gebildet. Als Austauschforum planen wir auch andere kulturelle Bereiche miteinzubeziehen. Man kann sagen, dass mindestens fünf Prozent der Vollmitglieder im BDP mit einem ausländischen Titel versehen sind. Und zwei Prozent unserer Mitglieder leben im Ausland, entweder im europäischen oder im internationalen Ausland, etwa jeweils zur Hälfte.“

Herr Lang, vielen Dank für das Gespräch.
 

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