PM: Menschenversuche sind mit unserer Ethik unvereinbar

Berufsverband Deutscher Psychologen fordert Absetzung der RTL-Serie "Erwachsen auf Probe"

Empört haben Psychologinnen und Psychologen aus der gesamten Bundesrepublik am Wochenende bei der Delegiertenkonferenz ihres Berufsverbandes - des BDP - auf die von RTL angekündigte Serie "Erwachsen auf Probe" reagiert. Aus kommerziellem Interesse werden hier Menschenversuche unternommen, deren psychische Folgen für die Beteiligten nicht absehbar sind, kritisiert der BDP und fragt: "Sind wir schon wieder so weit, dass Experimente mit Menschen von der Gesellschaft akzeptiert werden?"

Wenn Säuglinge und Kleinkinder für mehrere Tage aus ihrer vertrauten Umgebung gerissen, von ihren Eltern getrennt und stattdessen Teenagern anvertraut werden, die sich in der Elternrolle ausprobieren wollen, so ist das mit den ethischen Grundsätzen von Psychologinnen und Psychologen des BDP absolut unvereinbar und verstößt zudem gegen Wertvorstellungen, wie sie lange Zeit in Deutschland Konsens waren. Verschärfend komme in diesem Fall dazu, dass es sich um Kinder handelt, die sich diesen Experimenten nicht widersetzen können und die sich in einer sehr sensiblen Lebensphase befinden. In diesem Frühstadium der Entwicklung werde die Trennung von den wichtigsten Bezugspersonen rund um die Uhr als extrem bedrohlich empfunden und könne zu Traumatisierungen und Bindungsstörungen führen. Die möglichen Langzeitfolgen solcher Experimente - evtl. Traumata, lebenslange Verlustängste, Depressionen oder Hyperaktivität - zeigten sich erst mit großer Verzögerung.
Der BDP fordert RTL auf, die Arbeiten an der Sendereihe sofort einzustellen und die beabsichtigten Sendetermine zu streichen.

Welcher Schaden bereits angerichtet worden ist, kann der Verband aus Mangel an detaillierten Informationen nicht einschätzen, setzt sich aber dafür ein, dass involvierte Kinder und Eltern in jedem Fall die Möglichkeit erhalten, sich professionell beraten zu lassen.
Aus Sicht des BDP mildert die Anwesenheit von Psychologinnen in keiner Weise die Einordnung der TV- Sendung als Missbrauch von Kindern aus kommerziellen Erwägungen. Auch die beteiligten Jugendlichen blieben nicht unversehrt, wenn man sie in voyeuristischer Absicht einem eklatanten Scheitern im Umgang mit einem hilflosen Wesen aussetzt und damit womöglich ihre Entscheidung für oder gegen Kinder im weiteren Leben negativ beeinflusst.

Das Argument, die Eltern hätten sich und ihre Kinder freiwillig für die Sendereihe zur Verfügung gestellt, weist der Verband als nicht stichhaltig zurück. Ganz offensichtlich waren sich die Eltern der möglichen Spätfolgen für die Gesundheit ihrer Kinder nicht bewusst. Diese Unkenntnis ausgenutzt zu haben, ist RTL ebenfalls vorzuwerfen. Dass der Sender davon ausgehen konnte, sich im Rahmen geltender Mediengesetze zu bewegen, sollte den Gesetzgeber auf den Plan rufen.

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