PM: Ohne Lehrer keine Reformen

18. Bundeskongress für Schulpsychologie stellt Lehrergesundheit in den Mittelpunkt

Schule kann krank machen. Immer mehr Schüler und Lehrer halten dem wachsenden Druck und den steigenden Anforderungen nicht stand. "Gute Schule - gesunde Schule" haben die Schulpsychologinnen und -psychologen im BDP deshalb zum Thema ihres 18. Bundeskongresses gemacht. Zu dem vom 24. bis 26. September in Stuttgart stattfindenden Kongress werden 300 Schulpsychologen aus Deutschland sowie international renommierte Experten erwartet.
"Wer es ernst meint mit Reformen im Bildungssystem", so der Vorsitzende der Sektion Schulpsychologie im BDP, Stefan Drewes, "muss sich um diejenigen kümmern, die diese Reformen letztlich in der Praxis umsetzen sollen: die Lehrer. Sie sind von enormer Bedeutung für die Bildung und Entwicklung der Kinder und Jugendlichen und stehen bei diesem Kongress im Mittelpunkt." Ihre Bedeutung wird aus Sicht des BDP noch wachsen, wird doch von den Lehrkräften erwartet, dass sie noch stärker Erziehungsaufgaben übernehmen, noch mehr Gespräche mit Schülern und Eltern führen, kollegiale Absprachen treffen, kurz: noch mehr Präsenz in der Schule zeigen. Wie sie das bewerkstelligen sollen, wird selten thematisiert. Stattdessen stehe - so Drewes - kaum eine andere Berufsgruppe so oft in der öffentlichen Kritik wie die Lehrer.
Durch wissenschaftliche Studien ist belegt, dass Vollzeitlehrer wöchentliche Arbeitszeiten von 50 Stunden haben und steigenden Belastungen ausgesetzt sind, die sich u.a. in einer erhöhten Zahl psychischer Erkrankungen niederschlagen. Betriebliche Gesundheitsförderung ist in Schulen allerdings noch selten anzutreffen. Weniger als 20 % der Lehrer sind laut jüngsten Untersuchungen in der Lage, mit den Anforderungen so umzugehen, dass ihre Gesundheit erhalten bleibt. "Während in vielen Bereichen der Wirtschaft bei vergleichbaren Belastungen Coaching als probates Mittel anerkannt ist, wird von Lehrern erwartet, geborene Problemlöser zu sein, die ohne fremde Hilfe immer neue Aufgaben begeistert angehen und aggressiven Anfeindungen von Schülern, Kollegen und Eltern lächelnd begegnen."
Schulpsychologen kennen das Arbeitsumfeld; sie sind mit dem System Schule vertraut und verfügen über die Kompetenz, belastende Arbeitsbedingungen zu analysieren und an Veränderungen mitzuwirken. Durch individuelle Beratung von Schulleitungen und Lehrern können sie darüber hinaus Menschen so trainieren, dass sie mit Stress besser umgehen können. Durch die - verglichen mit anderen Ländern Europas - beschämend niedrige Zahl von Schulpsychologen in Deutschland konnte den Lehrern bisher jedoch nicht die nötige Aufmerksamkeit geschenkt werden. In Konkurrenz mit hilfebedürftigen Schülern haben Letztere immer Priorität. Solange im Bundesdurchschnitt ein Schulpsychologe für 14.500 Schüler + 1.600 Lehrer zuständig ist, sieht Drewes nur begrenzte Chancen dies zu ändern.
Vier Themenkomplexe bestimmen das Kongressprogramm: "Schulentwicklung und Gesundheit", "Coaching und Supervision", "Mobbing, Stress und Burnout" sowie "Schulleitung und Personalführung". Auf all diesen Gebieten wollen die Teilnehmer sich mit den Fakten beschäftigen, auf aktuelle wissenschaftliche Studien schauen, aber auch Wege weisen, wie Lehrer Belastungen reduzieren und mit den unvermeidbaren besser umgehen können. "Wir wollen die anstehenden Reformen im deutschen Bildungswesen optimal unterstützen und begleiten" betont Stefan Drewes, "und die Öffentlichkeit stärker für die Problematik sensibilisieren."

Veröffentlicht am:
Kategorien:
Pressemitteilung
Logo Berufsverband Deutscher Psychologinnen und Psychologen e.V.

Wir unterstützen alle Psychologinnen und Psychologen in ihrer Berufsausübung und bei der Festigung ihrer professionellen Identität. Dies erreichen wir unter anderem durch Orientierung beim Aufbau der beruflichen Existenz sowie durch die kontinuierliche Bereitstellung aktueller Informationen aus Wissenschaft und Praxis für den Berufsalltag.

Wir erschließen und sichern Berufsfelder und sorgen dafür, dass Erkenntnisse der Psychologie kompetent und verantwortungsvoll umgesetzt werden. Darüber hinaus stärken wir das Ansehen aller Psychologinnen und Psychologen in der Öffentlichkeit und vertreten eigene berufspolitische Positionen in der Gesellschaft.

Berufsverband Deutscher Psychologinnen und Psychologen