PM: Prävention und Behandlung psychischer Erkrankungen müssen verbessert werden

BDP beklagt Ignoranz wissenschaftlicher Erkenntnisse und Veränderungen in der psychosozialen Belastung der Bevölkerung

Die Zunahme an diagnostizierten psychischen Erkrankungen, daraus resultierenden Arbeitsausfallzeiten und vorzeitigen Verrentungen haben den Berufsverband Deutscher Psychologinnen und Psychologen veranlasst, von allen Institutionen der öffentlichen und privaten Gesundheitsversorgung größere Anstrengungen zu deren Bekämpfung und Prävention zu fordern. Auf der Delegiertenkonferenz des Verbandes in Fulda am 19. / 20. November 2011 wurde einstimmig einem Antrag zugestimmt, der  energisch für ein ausreichendes Angebot psychologischer wie psychotherapeutischer Hilfen eintritt, um den seelischen Volkskrankheiten angemessen begegnen zu können. Einmal mehr erweist sich der BDP damit als kundiger und engagierter Player auf dem Feld der Gesundheitspolitik.

Je später der Gesetzgeber, Krankenkassen, die Kassenärztliche Bundesvereinigung aber auch öffentlich-rechtliche und private Arbeitgeber den Handlungsbedarf an Prävention und Therapie auf diesem Gebiet erkennen, je höher werden letztlich die Kosten für die Gesellschaft und je größer das Leid sein, das psychische Erkrankungen für die Betroffenen verursachen, so BDP-Vizepräsident Heinrich Bertram. Das lasse sich nicht verhindern durch anachronistische Bedarfsermittlung, wie sie gerade wieder  im Zusammenhang mit dem Versorgungsstrukturgesetz festgeschrieben werde. Vielmehr gelte es, sich an Beispielen zu orientieren,  sie einige große Unternehmen, darunter die Firma Thyssen mit ihrem Gesundheitsmanagement geschaffen haben, um  psychischer Überbelastung am Arbeitsplatz rechtzeitig vorzubeugen. Deutschland brauche auch keine Herdprämie für Familien, die für ihre Kinder keinen Kindergartenplatz wollen, sondern Unterstützung für jene Familien, die durch Krankheit, Sucht und Arbeitslosigkeit dringend auf niedrigschwellige Beratungs- und Versorgungsangebote angewiesen seien.

Der BDP sieht sowohl in der Gesundheitsvorsorge als auch auf dem Gebiet der psychotherapeutischen Versorgung erhebliche Defizite. Er fordert deshalb eine am tatsächlichen Bedarf ausgerichtete Planung sowohl der stationären als auch der ambulanten psychotherapeutischen Versorgung. Wartezeiten von bis zu sechs Monaten auf einen Therapieplatz müssten nicht nur im Interesse der Patienten, sondern auch wegen der Gefahr einer Chronifizierung und der daraus resultierenden gesamtgesellschaftlich anfallenden Kosten (z.B. Arbeitsausfall und vorzeitige Verrentung) dringend abgebaut werden. So wie auf anderen Feldern z.B. in der Medizin dafür gesorgt werde, neue Erkenntnisse zum Wohle der Patienten rasch in die Praxis zu überführen, müssten auch in der psychotherapeutischen Versorgung wissenschaftlich anerkannte Psychotherapieverfahren zügig in die Versorgung aufgenommen werden. „Jeder Kranke hat ein Recht auf alle Methoden, die nachweislich zu seiner Gesundung beitragen können“, betont Eva Schweitzer-Köhn, Vorsitzende des Verbandes Psychologischer Psychotherapeuten im BDP

Das Wissen um seelische Erkrankungen, ihre Vorbeugung und Behandlung, ist auf Seiten der Entscheider aus Sicht des BDP noch nicht angekommen oder wird ignoriert. Würden diese Erkrankungen überhaupt akzeptiert, so seien noch zu oft Medikamente das Mittel der Wahl. „Psychologen und Psychotherapeuten haben aus ihrer täglichen Arbeit Erfahrung mit psychischen Störungen; wir haben die Einsicht in die Notwendigkeit der Intervention und die Expertise, um der Öffentlichkeit und den Institutionen dazu erforderliche Schritte aufzuzeigen.“

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