PM: Schulpsychologen sehen auseinander driftende Lebenswelten von Schülern und Lehrern
19. Bundeskongress für Schulpsychologie in Hameln beginnt morgen
Thema sind die Lebenswelten von Schülern zwischen Kreidetafel und facebook
Schulpsychologinnen und -psychologen aus allen Bundesländern kommen von morgen (17.11.) an für drei Tage im niedersächsischen Hameln zum 19. Bundeskongress für Schulpsychologie mit dem Thema handy&computer@schule.de zusammen. Die Berufsgruppe sieht sich und die Lehrer durch Art und Umfang, in dem Jugendliche mit Computern, Internet und Handy umgehen, neuen Herausforderungen gegenüber. Der von der Sektion Schulpsychologie im Berufsverband Deutscher Psychologinnen und Psychologen (BDP) organisierte Kongress soll dazu beitragen, die heutigen medialen Lebenswelten von Kindern und Jugendlichen zu verstehen. Kinder und Jugendliche nutzen heute Online-Communities selbstverständlich für den Aufbau und die Pflege von Freundschaften. „Sie sind Teil ihres Alltags“, betont der Vorsitzende der Sektion Schulpsychologie im BDP, Stefan Drewes, „während Lehrer wie die meisten Erwachsenen mehrheitlich die Bedeutung der neuen Medien für die Jugendlichen verkennen und vor allem die damit verbundenen Gefahren sehen. Oft ist es den Lehrern vollkommen fremd, womit sich die Schüler in den verschiedenen Netzwerken am Abend beschäftigen und was zwischen den gleichen Schülern am Abend im Netz abgelaufen ist, die am Morgen wieder vor ihnen sitzen.“
Drewes zufolge sehen Schulpsychologen die Tatsache, dass Erwachsene zu wenig darüber wissen, wie die junge Generation spielt, chattet, bloggt, twittert und simst, durchaus kritisch. Während sich im Durchschnitt jeder Jugendliche zwei Stunden am Tag im Internet bewege, kennen Erwachsene oft kaum die Grundzüge von SchülerVZ und Co. Die Kluft zwischen den Lebenswelten der Lehrer und der Jugendlichen dürfe nicht weiter auseinandergehen, um Gefahren einschätzen zu können und in der Schule die Didaktik entsprechend auszurichten.
Der Veranstalter sieht im Bundesland Niedersachsen noch ein riesiges Entwicklungspotenzial für die Schulpsychologen. Nicht zuletzt das Gutachten von Prof. Dr. Rainer Dollase im Auftrag der Max-Träger-Stiftung von Februar dieses Jahres hat gezeigt, dass in Niedersachsen der Ausbau der Schulpsychologie dringend notwendig ist. Im Rahmen des Bundeskongresses wird der Verband aktuelle Zahlen zur Versorgung mit Schulpsychologen in den Bundesländern vorlegen.
Kultusminister Dr. Bernd Althusmann bringt in einem Grußwort zum Bundeskongress seine hohe Wertschätzung für die Leistungen dieser nach seinen Worten oft im Stillen arbeitenden und daher häufig verkannten Profession zum Ausdruck. Er sei dankbar, dass die Schulpsychologen sich bei ihrem Kongress mit den neuen Medien befassen und thematisieren, wie sie die diesbezügliche pädagogische Arbeit an den Schulen wirkungsvoll unterstützen können. Die Schule habe die Aufgabe, Schülern zu vermitteln, wie sie neue Medien kompetent einsetzen, sich Informationen beschaffen, diese kritisch bewerten, gezielt auswählen und zur Problemlösung einsetzen können. Auf der anderen Seite sieht der Minister auch Gefahren, die mit den neuen Medien verbunden seien und vor den Schulen nicht Halt machten. „Die Probleme werden mit in die Schule getragen, oft begegnen sich Täter und Opfer persönlich in der Schule oder Cyber-Mobbing und Happy Slapping finden direkt im schulischen Umfeld statt.“
An der Kongresseröffnung wird neben Bernd Althusmann auch die Oberbürgermeisterin der Stadt Hameln, Susanne Lippmann, teilnehmen. Zahlreiche Vorträge, Workshops und Diskussionsforen, zu denen im Verlauf des Kongresses auch Psychotherapeuten, Pädagogen und Vertreter anderer Berufsgruppen erwartet werden, wenden sich dem Kongressthema aus verschiedenen Perspektiven zu. Erstmals wird es auch einen Workshop für forschende Schulpsychologen geben sowie weitere Veranstaltungen, die eine Brücke zwischen Wissenschaft und Praxis schlagen.