PM: Trotz neuer Aufgaben bleibt die Versorgung mit Schulpsychologen in Deutschland mangelhaft
BDP stellt zur Eröffnung des 22. Bundeskongresses für Schulpsychologie eine aktuelle Studie zur Schulpsychologie in Deutschland vor
Zur Eröffnung des 22. Bundeskongresses am 28.9.2016 in Berlin weist die Sektion Schulpsychologie im Berufsverband Deutscher Psychologinnen und Psychologen (BDP) auf die weiterhin mangelhafte Versorgung mit Schulpsychologen in Deutschland hin. Bei aktuell 1366 Vollzeitstellen für Schulpsychologen in Deutschland kommt bei extremen Schwankungen in den Bundesländern im Durchschnitt nur auf 8900 Schüler und 720 Lehrkräfte ein Schulpsychologe.
„Wir können in den letzten Jahren zwar einen leichten Anstieg der Stellen feststellen, sind aber weit von einer vertretbaren Versorgung der Schulen entfernt“, sagt der Vorsitzende der Sektion Schulpsychologie und Leiter des Zentrums für Schulpsychologie in Düsseldorf, Stefan Drewes. „Während wir in NRW, Hessen, Schleswig-Holstein und Berlin aktuell einen Ausbau zur Unterstützung der Schulen insbesondere für die Themen Zuwanderung und Flucht feststellen, stagniert die Entwicklung in den meisten Bundesländern.“
Auf die besonderen Aufgaben der Lehrkräfte und Schulen durch Inklusion sowie Zuwanderung und Flucht hatte der BDP in den letzten Monaten immer wieder hingewiesen und die Notwendigkeit von mehr gezielten schulpsychologischen Angeboten betont. Während einige Bundesländer dies aufgegriffen und weitere Stellen eingerichtet haben, werden in anderen Ländern wie in Baden-Württemberg sogar Stellenbesetzungen verzögert und Einsparungen diskutiert. „Solche Diskussionen sind völlig unverständlich, wenn andere Länder wie beispielsweise NRW die Notwendigkeiten erkennen und deutlich mehr Schulpsychologen in Zeiten schwieriger Aufgaben für die Schulen einrichten“, sagt Stefan Drewes.
Bereits 1973 veröffentlichte die Kultusministerkonferenz (KMK) eine Empfehlung, nach der für mindestens 5000 Schüler ein Schulpsychologe zur Verfügung stehen sollte. Doch selbst auf der Grundlage der Empfehlung von 1973 erreicht kein Bundesland eine angemessene Versorgung. Sachsen 32%, Niedersachsen 33%, Schleswig-Holstein 37% sind die Schlusslichter; es folgen Brandenburg 50%, Rheinland-Pfalz 50%, Sachsen-Anhalt 51%, Mecklenburg-Vorpommern 57%,
Hessen 63%, Bremen 66%. Nordrhein-Westfalen 67%, Baden-Württemberg 70%, Bayern 74%, Thüringen 74%, Saarland 91%, Hamburg 97%, Berlin 98%. Lediglich zwei Bundesländer nähern sich folglich dieser Forderung von 1973 an. Dabei sehen heutige internationale Standards sogar ein Verhältnis von einem Schulpsychologen zu 1000 Schülern als erforderlich an.
Die Sektion Schulpsychologie im BDP veranstaltet den 22. Bundeskongress für Schulpsychologie vom 28. bis 30.9.2016 gemeinsam mit dem Institut für Psychologie und dem Institut zur Qualitätsentwicklung im Bildungswesen an der Humboldt-Universität Berlin. Rund 400 Schulpsychologen aus ganz Deutschland diskutieren aktuelle Entwicklungen, wissenschaftliche Konzepte und Angebote für Lehrkräfte und Schulen. Den Eröffnungsvortrag hält am 28.9.2016 Prof. Dr. Petra Stanat (Direktorin des Instituts zur Qualitätsentwicklung im Bildungswesen an der Humboldt-Universität zu Berlin) zum Thema „Zuwanderung und Flucht – Herausforderungen und Erfolge“.