PM: Unwissenheit in Gelddingen schafft Unsicherheit
Psychologen registrieren Wahrnehmungsverzerrung in der Krise
Angesichts solcher Schlagzeilen wie „Rekordschwankungen an den Börsen“, „Crash auf Raten“ oder „Keine Anlage ist sicher“, allesamt aus seriösen Tageszeitungen, hat der Berufsverband Deutscher Psychologinnen und Psychologen (BDP) auf ein erhebliches Bildungsdefizit beim Thema „Geld“ hingewiesen. Dieses Defizit bestehe leider nicht nur bei Kindern und Jugendlichen, sondern bei großen Teilen der Bevölkerung bis weit in die Politik hinein. Menschen sorgten sich um Aktienkurse, die überhaupt nicht ihr Problem seien. Das eigentliche Problem, das Millionen Europäer betrifft, wird dabei nicht wahrgenommen, sagt Monika Müller, Diplom-Psychologin und Finanzexpertin des BDP. In der Schuldenkrise vergrößerten Staaten die Geldmenge und senkten damit die Kaufkraft. Profitieren würden davon die produzierenden Unternehmen, die tatsächlich Werte schaffen. Sie könnten ihre Produkte gegen immer höhere Preise verkaufen. Die Masse der Bevölkerung, beziehe dagegen ein stagnierendes Einkommen, das bei einer immer größer werdenden Geldmenge immer mehr an Wert verliere. Ihre Kaufkraft gehe in den Keller. Mit der Konzentration auf die Börsen, auf psychologisch getriebene Kurse und drohende schwarze Tage in Tokio, New York und Frankfurt lenkten die Medien vom eigentlichen Problem ab. „Wer über Geld so wenig weiß, wie die meisten Bürger in diesem Land, ist schnell zu verunsichern und fällt dann womöglich Entscheidungen gegen seine eigenen Interessen“, so Monika Müller.
Verantwortliches Handeln in dieser Lage bedeutet aus Sicht des BDP nicht beruhigende Floskeln aus dem Munde der Kanzlerin, wonach das Geld der Bürger sicher sei. „Sicherheit und andere menschliche Bedürfnisse werden nicht durch Geld hergestellt, sondern durch den bewussten Umgang damit. Was wir brauchen, ist mehr gute Bildung über Geld. Dazu gehört auch, das Abstrakte am Geld zu verstehen“, erklärt die Expertin. „Geld hat keinen festen Wert an sich, es verkörpert nur einen Anspruch auf einen bestimmten Güterwert, der beim Anwerfen der Gelddruckmaschinen jeden Tag geringer wird.“ Nur mit mehr Wissen über monetäre Zusammenhänge könnten Bürger ihre Verantwortung für sich und in der Gemeinschaft wahrnehmen.
Viele Menschen hätten von Kindheit an gelernt, Sparer zu sein statt sinnvoll zu sparen und wenn nötig auch zu investieren. Erst wenn man die ökonomischen und psychologischen Bildungslücken in Sachen Geld schließe, könnten sie zu emanzipierten Finanzentscheidern werden, die wirtschaftliche Prozesse durchschauen und ihre eigenen Interessen in diesen Prozessen selbst definieren statt ängstlich morgens in die Zeitung zu schauen oder die Nachrichten am Bildschirm zu verfolgen.