Studium in Psychotherapie mit vielen Fragezeichen
Der Bundesrat beschließt heute ein Modell für ein Studium, das aufbauend auf dem Abitur zur Approbation in Psychotherapie qualifizieren soll. Vieles bleibt im Modell leider unklar und auch die nun auf dem Tisch liegenden kleineren Änderungswünsche der Länder ändern daran nicht viel. So bietet die Ausgestaltung der lediglich grob festgelegten Fächer (3 Jahre, 180 Kreditpunkte = 60 %) bereits einigen Spielraum. Mit den 40% frei gestaltbaren Inhalten (120 Kreditpunkt = 2 Jahre) wird dieser stark ausgedehnt und ermöglicht in der Umsetzung viele unterschiedliche Kompetenzprofile. Die Grundlagenausbildung ist im Vergleich zum Psychologiestudium deutlich reduziert, insbesondere in den grundlegenden Fächer zum menschlichen Denken, Erleben und Verhalten, die zur Psychotherapie und in weiteren Anwendungsfächern erforderlich sind. Im Bereich der Psychologie besteht nun ein Risiko, dass viele Studiengänge entstehen könnten, die nicht mehr ausreichend Grundlagen Psychologie enthalten, um auch für die vielfältigen psychologischen Tätigkeiten zu qualifizieren, die jenseits von psychischen Erkrankungen angesiedelt sind.
Vor dem Hintergrund, dass die psychologischen Institute zusätzliche finanzielle Mittel benötigen, um die Psychologie in diesen Studiengängen adäquat zu erhalten und die Studiengänge schon im Herbst starten sollen, bestehen große Bedenken im Hinblick auf die Kompetenzen in der Disziplin Psychologie im neuen Studiengang. Inwiefern dabei die grundlegenden Kernkompetenzen im Fach Psychologie vermittelt werden und die Absolventinnen und Absolventen auch Psychologinnen bzw. Psychologen sind, bleibt abzuwarten. Der BDP wird sich weiterhin in der Qualitätssicherung engagieren und sich für hochwertige Kompetenzprofile der Psychologie in allen Tätigkeitsfeldern einsetzen.
Neben den unklaren Regelungen für die Grundausbildung bestehen auch Risiken in der Umsetzung für die aktuell bestehende Vielfalt der psychotherapeutischen Verfahren, insbesondere für die Psychoanalyse und die Tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie sowie für die Systemische Psychotherapie. Im Rahmen der Umstellung der Ausbildungsstrukturen entsprechend der Vorgaben im Modell ist zu erwarten, dass personelle Engpässe an den Universitäten und in Ausbildungsinstituten in diesen Bereichen eine hohe Barriere für die erforderliche Qualität der Ausbildung darstellen werden.
Der BDP wird die Entwicklung der Studiengänge begleiten und Informationen und FAQ´s für Studieninteressierte über die Studiengänge der Psychologie und diejenigen, die nur für die Psychotherapie qualifizieren und nicht zum Beruf Psychologin bzw. Psychologe führen, zur Verfügung stellen.