Psychische Gesundheit an deutschen Schulen - Position der Sektion Schulpsychologie im BDP
Stellungnahme
Nach 3 Jahren Schulkrise, ausgelöst durch die Pandemie und zahlreiche globale und lokale Krisen, kann die aktuelle Situation in den meisten deutschen Schulen nur als katastrophal bezeichnet werden. Die tiefgreifenden Pandemiemaßnahmen haben vielfach zu psychischen Belastungen und Störungen geführt und bei Schülerinnen und Schülern sowie Lehrkräften tiefe Spuren hinterlassen, die sich ebenfalls in deutlichen Lerndefiziten niederschlagen. Gesellschaft, Bildung und Wirtschaft stehen vor historischen Herausforderungen.
In seiner Ad-Hoc Empfehlung vom 28.11.2022 fordert der Deutsche Ethikrat an erster Stelle „niedrigschwellige und flächendeckende schulpsychologische Angebote sowie psychosoziale Unterstützungsangebote“ sowie „Informationskampagnen zur psychischen Gesundheit“.
Diese Forderungen werden von der Sektion Schulpsychologie im BDP e.V. ausdrücklich unterstützt. Der internationale Standard von 1:1000 bei der Versorgung von Schulpsycholog*innen für Schülerinnen und Schüler muss dringend in allen Bundesländern angestrebt werden.
Bildung und psychische Gesundheit sind die zentralen Ressourcen unserer Gesellschaft, besonders im Hinblick auf die Zukunft. Psychische Gesundheit und Wohlbefinden von Lernenden und Lehrenden in der Schule braucht daher endlich eine angemessene Würdigung und Berücksichtigung – von Beginn an, sowie im Alltag – und nicht erst, wenn sie zur Krankheit und Krise wird.
Schulpsychologinnen und Schulpsychologen tragen mit ihrer Expertise und ihren Interventionen maßgeblich zur Berücksichtigung und Erhaltung psychischer Gesundheit aller an Schule Beteiligten bei. Eine ihrer originären Rollen ist die von Mental Health Coaches. Eine flächendeckende schulpsychologische Versorgung nach internationalem Standard in allen Bundesländern ist somit eine Investition in psychische Gesundheit und in die Schule der Zukunft. Ein befristetes Modellprojekt wie es das BMFSFJ im Rahmen des Bundesprogramms „Zukunftspaket für Bewegung, Kultur und Gesundheit“ plant wird den Anforderungen in keiner Weise gerecht und führt zudem zu einer unnötigen Parallelstruktur. Schulpsychologie ist - ebenso wie Schulsozialarbeit - bereits seit Jahren fest an den Schulen aktiv und angebunden – jedoch zur Zeit unzureichend finanziell und personell ausgestattet.
Daher geht es zuerst um einen zahlenmäßigen Ausbau der Schulpsychologie, als zuverlässiger, nachhaltiger und zuständiger Netzwerkpartner für die Schule. Dann kann die Schulpsychologie verlässlich neue und innovative Angebote, gemeinsam mit unterschiedlichen Netzwerkpartnern, umsetzen. Dazu gehören Kooperationen mit kommunaler Jugendhilfe und Schulsozialarbeit vor Ort, Campus-Angebote an großen Schulzentren für die Beratung von Lehrkräften, Schülerinnen und Schüler oder sozialindexorientierte Schulsprechstunden gemeinsam von Schulpsychologie und Kinder- und Jugendpsychiatrie für Lehrkräfte oder Schülerinnen und Schüler und deren Eltern.
Schulpsycholog*innen sind hierfür am besten qualifiziert und können mit ihrer Expertise sowohl zu Fragen der psychischen Gesundheit als auch zu schulischen Leistungen adäquat unterstützen.