Geschichte der Sektion AFW

Die Sektion Aus-, Fort- und Weiterbildung des BDP wurde 1970 als Sektion „Ausbildung in Psychologie“ gegründet.

 Am 25.03.1970 fand im Rahmen der 12. Tagung für experimentelle Psychologie (später: Tagung experimentell arbeitender Psychologen, TeaP) in Braunschweig ein weiteres Treffen mit ca. 40 Personen statt, bei dem folgende Aufgaben für die Sektion definiert wurden (Auszug aus der Anlage zum Protokoll):
- Diskussion und Erprobung von Modellen zur Ausbildungsreform
- Dokumentation und Erprobung von vorhandenen Lehrprogrammen
- Einrichtung einer Zentralstelle für den Austausch von Lehrhilfsmitteln
- Dokumentation von Ausbildungsschwerpunkten an den Psychologischen Instituten
- Dokumentation und Förderung von Ansätzen zu einem Aufbau- und Kontaktstudium
- Dokumentation der Effektivitätsprüfungen von Lehrveranstaltungen
- Erkundung des Arbeitsmarktes für Psychologen und Dokumentation von Berufsanforderungen mit dem Ziel einer Anpassung der Ausbildung an die Forderungen der Praxis
- Diskussion der Ausbildungsziele mit der Absicht, ein Aufbausystem für die Psychologen-Ausbildung zu entwickeln, das vielfältige Berufsdifferenzierungen vorbereitet.

Am 22.09.1970 wurde die Sektion „Ausbildung in Psychologie“ des BDP im Rahmen des Kongresses der (DGfP) in Kiel mit der Verabschiedung einer Geschäftsordnung und der Wahl eines Vorstandes gegründet. Als Sektionsleiter wurde Joachim Franke gewählt, als stellvertretender Sektionsleiter Ulrich Raatz, Frankfurt, dazu 3 Beisitzer bzw. Beisitzerinnen für die verschiedenen Ausbildungsfelder: Carl Graf Hoyos, Regensburg (Diplom-Psychologe), Eva Hoge, Berlin, (Lehramtskandidatin) und Frau Böttner, Wiesbaden, (Sozialarbeiterin, Heimleiterin u.a.).

Didaktik der Psychologie war und ist das Kernthema der Sektion.

Schon 1970 trafen sich Mitglieder in Wiesbaden und tauschten Informationen u.a. über die Gestaltung von Kursen zur Einführung in die Psychologie und erste Erfahrungen mit Tutorenprogrammen in Bochum und Marburg aus. 1971 fand an der Uni Marburg die 1. Öffentliche Arbeitstagung der Sektion statt mit 14 Vorträgen über Ausbildungsprogramme für Statistik und Psychophysiologie, aber auch Wirtschaftspsychologie, Pädagogische Psychologie und klientenzentrierte Therapie. Ein Arbeitskreis befasste sich mit Psychologie in der Lehrerausbildung an Pädagogischen Hochschulen.
Bis heute geht es um Ausbildungskonzepte für Psychologie als Hauptfach, als Nebenfach in anderen Hochschulstudiengängen und in Ausbildungsgängen an Fachhoch- und Fachschulen, seit 1979 auch um Psychologie als Unterrichtsfach in der Sekundarstufe II an allgemeinbildenden Schulen.
Die Sektion veranstaltet regelmäßig Fachtagungen zur Psychologiedidaktik, u.a. im Rahmen des bis zum Jahr 2005 alle zwei Jahre vom BDP veranstalteten Kongresses für Angewandte Psychologie. Seit 1996 findet alle zwei Jahre die Fachtagung Psychologiedidaktik und Evaluation statt, deren Beiträge jeweils zeitnah veröffentlicht werden. Die Fachtagungen haben Generationen von Lehrenden ein Forum geboten, von Kolleginnen und Kollegen zu lernen, eigene Ideen zu präsentieren und sich darüber intra- und interdisziplinär auszutauschen.

Seit den späten 70er Jahren verfolgt die Sektion in Kooperation mit der DGPs auch das Ziel, Psychologie als Unterrichtsfach an allgemeinbildenden Schulen zu etablieren. (siehe z.B. Report PsychologieHeft 11/12 2017, S. 465; Heft 03 2020, S. 9-11).
Dritter Kooperationspartner ist dabei der 1978 gegründete Verband der Psychologielehrerinnen und -lehrer. Neben dem bildungspolitischen Ziel, Psychologie als Unterrichtsfach zu sichern und auszubauen, ist der Sektion die Unterstützung von Psychologielehrkräften durch Workshops und Weiterbildungsangebote wichtig.

Studienstruktur, Studien- und Ausbildungsgänge
Bei der Sektionsgründung ging man noch davon aus, dass die Lehrenden die Entwicklung von Studiengängen nach fachlichen Gesichtspunkten weitgehend eigenständig vorantreiben und mit Hochschul- und Kultusverwaltungen aushandeln könnten. Das änderte sich spätestens mit dem Urteil des Bundesverfassungsgerichts zur Beschränkung des Hochschulzugangs (1972), mit der flächendeckenden Einführung des Numerus clausus und der zentralen Vergabe der Studienplätze durch die ZVS ab WS 1973/74.

DGPs und BDP bildeten gemeinsam eine "Planungskommission Aus-, Fort- und Weiterbildung", in der Sektionsmitglieder an mehreren Neufassungen der Rahmenordnung für den Diplomstudiengang Psychologie mitwirkten. Mit der Bologna-Erklärung der europäischen Kultusminister wurde 1999 die Entwicklung international vergleichbarer Studiengänge, Bachelor und Master, eingeleitet. Nach anfänglichem Zögern wurde auch im Fach Psychologie die Umstellung vom Diplom auf BA/MA vollzogen, zuerst im WS 2002/2003 an der Ruhr-Universität Bochum.
 

Auf diese Entwicklungen konnte die Sektion keinen Einfluss nehmen. Sie befasste sich aber intensiv mit der Information Lehrender und Studierender über die Auswirkungen der Reform und mit dem Ausbau der europäischen Zusammenarbeit. Sie unterstützte die Gründung der European Society of Psychology Learning and Teaching (ESPLAT) und entsandte Vertreter*innen in Gremien der European Federation of Psychologists‘ Associations (EFPA). Ein besonderer Schwerpunkt war hier die Konstruktion und Etablierung des Europäischen Zertifikats in Psychologie (EuroPsy) – europäischer Qualifikationsrahmen für die Ausbildung von Psycholog*innen –, den die Sektion von Anfang an begleitete. Über mehrere Jahre hatte sie den Vorsitz der Nationalen Anerkennungskommission für das EuroPsy-Zertifikat inne.

In den ersten 30 Jahren ihres Bestehens widmete sich die Sektion auch der Dokumentation von Ausbildungsschwerpunkten an den Psychologischen Instituten in Deutschland, Österreich und der Schweiz. 1971 gab Wolfgang Michaelis erstmalig das „info Psychologie aktuell“ heraus, von 1989 bis 2003 in 5 Auflagen im Lexika Verlag fortgeführt als Studienführer Psychologie. Darin wurde das Studienfach (einschließlich der jeweils geltenden Prüfungs- und Studienordnungen) dargestellt, und für jedes Institut mit einem Hauptfach-Studiengang Psychologie an den deutschsprachigen Universitätsinstituten gab es einen „Steckbrief“ mit Arbeitsbereichen, Stelleninhabern, Lehrangeboten, Forschungsgebieten und Kontaktdaten. Ziel war zunächst die Erleichterung der Kooperation zwischen den Lehrenden (es gab noch kein Internet), bald aber auch die Information der Öffentlichkeit, vor allem potentieller Studienbewerberinnen und Studienbewerber. Mit zunehmender Komplexität der Studienangebote und des Zulassungsverfahrens wuchs nicht nur der Umfang des Studienführers, sondern auch die Zahl der an die Sektion gerichteten Anfragen zu Studienortwahl und -wechsel, Anerkennung von Studienleistungen und -abschlüssen. Von 2001 an übernahm das Referat Fachpolitik des BDP zunehmend die Zuständigkeit für diesen Themenkomplex. 

Die Planung von Fort- und Weiterbildungsprogrammen wurde zu einer Gemeinschaftsaufgabe von BDP und DGPs, an der sich die Sektion AFW von Fall zu Fall mit Vertreterinnen und Vertretern in entsprechenden Kommissionen beteiligte. Grundsätze für die Aus-, Fort- und Weiterbildung wurden von der Sektion formuliert und als Bildungspolitisches Programm des BDP von der Delegiertenkonferenz beschlossen, 1. Fassung 1990, aktualisierte Fassungen 1999 und 2013.

Immer wieder hat sich die Sektion dabei auch mit der Frage befasst, inwieweit Kenntnisse und Methoden der Psychologie an Angehörige anderer Berufsgruppen vermittelt werden sollten. „Giving psychology away“ ist ein Thema, das uns im Zeitalter von unbeschränkt zugänglichen Informationen im www und von KI immer wieder neu beschäftigen wird.  

Aus-, Fort- und Weiterbildung in Psychologie wird nur von einer relativ begrenzten Zahl von Kolleginnen und Kollegen dauerhaft, hauptamtlich und in Vollzeit betrieben. In vielen Berufsfeldern und in unterschiedlichen Institutionen fallen jedoch entsprechende Aufgaben an. Deshalb gehören viele AFW-Mitglieder zusätzlich anderen Fachsektionen (von Gesundheits- bis Wirtschaftspsychologie) an, auch Studierende sind in großer Zahl vertreten. AFW kooperiert projektbezogen mit anderen Untergliederungen und hat mehrfach Vorhaben der Studierenden im BDP unterstützt. Mitglieder der Sektion haben stets auch Aufgaben für den Gesamtverband und entsprechende Funktionen in Gremien (Delegiertenkonferenz, Haushaltsausschuss, Verbandsvorstand) übernommen.

Mit den institutionellen und technischen Veränderungen der Rahmenbedingungen haben sich Schwerpunkte und Arbeitsweise der Sektion seit ihrer Gründung immer wieder verändert. Sowohl im Bereich der grundständigen Ausbildung in Psychologie/Psychotherapie als auch im Bereich der Fort- und der Weiterbildung sowie der Verbreitung psychologischer Kenntnisse und Methoden in anderen Berufsfeldern stehen wir vor großen Herausforderungen. Die Sektion war und ist offen für Konzepte und Anregungen von Kolleginnen und Kollegen, denen die Vermittlung von Psychologie in ihrem Arbeitsgebiet am Herzen liegt, und lädt sie zur Mitarbeit ein.                               

 Autorin

 i.A. Inge Lindner, Mitglied der Sektion seit 1970

Logo Berufsverband Deutscher Psychologinnen und Psychologen e.V.

Wir unterstützen alle Psychologinnen und Psychologen in ihrer Berufsausübung und bei der Festigung ihrer professionellen Identität. Dies erreichen wir unter anderem durch Orientierung beim Aufbau der beruflichen Existenz sowie durch die kontinuierliche Bereitstellung aktueller Informationen aus Wissenschaft und Praxis für den Berufsalltag.

Wir erschließen und sichern Berufsfelder und sorgen dafür, dass Erkenntnisse der Psychologie kompetent und verantwortungsvoll umgesetzt werden. Darüber hinaus stärken wir das Ansehen aller Psychologinnen und Psychologen in der Öffentlichkeit und vertreten eigene berufspolitische Positionen in der Gesellschaft.

Berufsverband Deutscher Psychologinnen und Psychologen