Religionspsychologie

Religionspsychologie

Die Religionspsychologie befasst sich aus psychologischer Sicht mit der subjektiven Religiosität und Spiritualität von Menschen und Gemeinschaften; sie will das religiöse Erleben, Denken und Verhalten von Menschen als Einzelpersonen und Gemeinschaften in intrapsychischen, sozialen, kulturellen und gesellschaftlichen Bedingungen und Auswirkungen psychologisch erforschen und verstehen; sie umfasst damit grundlagenorientierte und berufspraktische Fragestellungen.

Kontaktperson: Dipl.-Psych. Maximilian Rieländer, Mail: Psychologe@Rielaender.de

Arbeitskreis "Religionspsychologie, Spiritualität und Psychomarkt" im BDP

Der seit 1994 existierende interdisziplinäre Arbeitskreis (AK) besteht aus Mitgliedern, die sich beruflich mit der Thematik befassen: Psychologen, Soziologen, (Sozial-)Pädagogen, Religionswissenschaftler, Theologen. Sie sind insbesondere als Mitarbeiter*innen in Beratungsstellen für Weltanschauungsfragen und in staatlichen Institutionen berufstätig.

Ansprechpartner: Dipl.-Psych. Maximilian Rieländer, 33397 Rietberg, Fon: 05244 - 9274310
Email: Psychologe@Rielaender.de

Sitzungen: Der AK führt jährlich 1 - 2 Sitzungen durch. Protokolle werden von den Sitzungen erstellt.

In Sitzungen werden vielfältige Formen spiritueller, religiöser Anschauungen und Gruppen und Probleme des 'Psychomarktes' dargestellt und unter psychologischen Aspekten diskutiert. Mitglieder referieren aus ihren beruflichen Erfahrungen zu Schwerpunktthemen.

Beratungsstellen zu Weltanschauungsfragen in Deutschland

Übersicht: Beratungsstellen zu Weltanschauungsfragen in Deutschland

Evangelische Zentralstelle für Weltanschauungsfragen zur Beobachtung religiöser und weltanschaulichen Strömungen der Zeit und zur Klärung sich ergebender theoretischer und praktischer Fragen

Spirituelle Apotheke: Weltanschauungsbeauftragte der evangelischen Kirchen und katholischen Bistümer weisen auf Risiken und Nebenwirkungen bestimmter spiritueller Lebenskonzepte hin.

Religionspsychologie als Fachgebiet

Publikationen zur Einführung in Religionspsychologie

Religionspsychologie: Einführung und Literaturliste - Michael Utsch 2008

Dunde, R. (Hg.). (1993). Wörterbuch der Religionspsychologie. Gütersloh: Gütersloher Verlagshaus.

DGPPN (Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde) (2016). Positionspapier: Religiosität und Spiritualität in Psychiatrie und Psychotherapie

Enquete-Kommission des Deutschen Bundestages „Sogenannte Sekten und Psychogruppen": Endbericht, Bonn 1998  

Fraas, H.-J. (1993). Die Religiosität des Menschen. Ein Grundriß der Religionspsychologie (2. Aufl.). Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht.

Freund, H. & Gross, W. (2016).  "Sinnfragen und Religiosität/Spiritualität in der Psychotherapeutenausbildung – eine Umfrage an Ausbildungsinstituten" in:  Psychotherapeutenjournal 2/2016, S. 132 - 138

Grom, B. (1996). Religionspsychologie (2. Aufl.). München: Kösel.

Gross, W. (1996). Was eine alternativ-spirituelle Gruppe zum problematischen Kult macht“ Bonn: Berufsverband Deutscher Psychologinnen und Psychologen (PDF-Datei)

Gross, W. (1998). Psychomarkt - Sekten – Destruktive Kulte. Bonn: DPV (PDF-Datei)

Gross, W. (2024). Meinetwegen – nenn es Gott. Sinn und Unsinn von Religion und Religiosität. Berlin: Springer

Handbuch Weltanschauungen, Religiöse Gemeinschaften, Freikirchen. VELKD, Gütersloh 2015

Hemminger, H. (2003). Grundwissen Religionspsychologie. Ein Handbuch für Studium und Praxis. Freiburg: Herder.

Hempelmann, R. (2014). Den eigenen Glauben kennen – den fremden Glauben verstehen. 50 Jahre Evangelische Zentralstelle für Weltanschauungsfragen

Henning, Ch.; Murken, S. & Nestler, E. (Hg.) (2003): Einführung in die Religionspsychologie. Paderborn: Schöningh

Huxel, K. (2000). Die empirische Psychologie des Glaubens. Historische und systematische Studien zu den Pionieren der Religionspsychologie. Kohlhammer-Verlag

James, W. (1902, deutsch:2003). Die Vielfalt religiöser Erfahrung. Insel-Verlag.

Jung, C.G. (2001). Psychologie und Religion. DTV

Nicolai, J. (2005). Nahtod-Erfahrungen in Therapie und Beratung. In: Report Psychologie, 1/2005, S. 14 - 20 (PDF-Datei)

Report Psychologie: Religionspsychologie - Thema des Monats, Report Psychologie 11/2010 - mit weiteren Literaturhinweisen (PDF-Datei)

Report Psychologie: Religionspsychologie - 5 Fragen an Sebastian Murken, Report Psychologie 11/2010 (PDF-Datei)

Report Psychologie: "Es ist aber der Glaube ...". Report Psychologie 10/2023, Thema der Ausgabe mit 5 Beiträgen (PDF-Datei)

Rieländer, M. (1969). Die Frage nach Gott in der Psychologie von C.G. Jung. (PDF-Datei)

Rieländer, M. (1995). Die ‚Suche nach Sinn’ – Aufgaben, Chancen und Gefahren aus der psychologischen Sicht von Gesundheitsförderung (PDF-Datei)

Rieländer, M. (1995). Außergewöhnliche Erfahrungen verarbeiten in Beratungen zu Weltanschauungsfragen (PDF-Datei)

Rieländer, M. (1998). Religion und Gesundheit - eine fruchtbare psychologische Kombination? (PDF-Datei)

Rieländer, M. (2006). Religiosität als gelebter Glaube wirkt auf die seelische Gesundheit (PDF-Datei)

Rieländer, M. (2022). Psychologische Aspekte religiösen Lebens in der Motivation und im Lebenslauf (PDF-Datei)

Rieländer, M. (2024). Religionspsychologische Reflexionen: Einen persönlichen Tod potenziell bewusst überleben und mögliche Gesprächsansätze mit Klienten (PDF-Datei)

Utsch, M. (1998). Religionspsychologie: Voraussetzungen, Grundlagen, Forschungsüberblick. Stuttgart: Kohlhammer.

Utsch, M. (2004). Religiöse Fragen in der Psychotherapie. Stuttgart: Kohlhammer

Utsch, M. (2015). Glaube kann schützen, aber auch schaden. Vortrag auf dem DGPPN-Kongress 2015

Utsch, M. (2015). Glauben hilft heilen – neue empirische Belege. In. EZW Berlin, Aktuelles vom 16.01.2023 mit Rezension einer amerikanischen Studie

Utsch, M. & Demmrich, S. (2023). Psychologie des Glaubens. Einführung in die Religionspsychologie. Stuttgart: Utb

Wyss, D. (1991). Psychologie und Religion. Untersuchungen zur Ursprünglichkeit religiösen Erlebens. Würzburg: Königshausen & Neumann.

Zwingmann, Ch. (2004). Religiosität: Messverfahren und Studien zu Gesundheit und Lebensbewältigung. Neue Beiträge zur Religionspsychologie

Religionspsychologische Fragestellungen für die psychologische Arbeit

(Autor: Maximilian Rieländer, 2004)

Für die psychologische Arbeit ist es sinnvoll, einige religionspsychologische Fragestellungen zu klären. 

  • Religiosität und psychische Gesundheit

    Eine zentrale religionspsychologische Fragestellung lautet:

    Welche Bedingungen und Auswirkungen religiösen Erlebens, Denkens und Handelns kennzeichnen eine gesunde oder kranke Religiosität?

    Die Gesundheits-Krankheits-Polarität beinhaltet drei Aspekte:

    • Stärkung oder Schwächung psychosozialer Selbstkompetenz bzw. Ich-Stärke,
    • Stärkung oder Schwächung sozialer Kompetenzen und Einstellungen sowie
    • Gewinn oder Verlust von Wirklichkeitssinn.

    Publikation: Rieländer, M. (2006). Religiosität als gelebter Glaube wirkt auf die seelische Gesundheit (PDF-Datei)


  • Religionspsychologische Fragestellungen in Beratung und Therapie

    In Beratungs- und Therapieprozessen mit KlientInnen tauchen öfters religionspsychologische Fragestellungen auf; Menschen berichten z.B. von religionsnahen Erlebnissen, von Konflikten in/mit religiösen Gemeinschaften, usw..

    Die Grundrechte von Menschen auf freie Wahl ihrer Weltanschauung und Religion sind von PsychologInnen zu wahren, solange Menschen mit ihrer Wahl positive soziale Einstellungen verbinden.

    PsychologInnen haben vor/über ihrer Berufstätigkeit ihre eigene Weltanschauung: religiös in einer Glaubensrichtung, agnostisch oder atheistisch.

    In Beratungs- und Therapieprozessen ist es sinnvoll, dass PsychologInnen mit KlientInnen in Bezug auf religionsrelevante Weltanschauungen Gemeinsamkeiten und Unterschiede klären.    

    Folgende Fragen lassen sich stellen:

    • Wie können PsychologInnen mit religiösen Fragestellungen und religiösen Erlebnissen von KlientInnen umgehen?
    • Wie können PsychologInnen die Weltanschauungsfreiheit von KlientInnen auf dem Hintergrund ihrer eigenen Weltanschauung unterstützen? Wie weit ist es unter dieser Aufgabe sinnvoll, dass PsychologInnen ihre eigenen weltanschaulichen Haltungen mitteilen?
    • Wie können PsychologInnen positive Wirkungen von Religiosität unterstützen und negative Wirkungen von Religiosität vermindern?
    • Welches religionspsychologische Wissen ist für PsychologInnen sinnvoll, damit sie bei KlientInnen positive und negative Erscheinungen von Religiosität besser verstehen und ‚behandeln’ können?
    • Wie weit haben Zielsetzungen in der Beratung und Therapie eine religionspsychologische Relevanz, z.B. im Sinne von Seelen-Heil?

  • Religionspsychologie für spezifische psychologische Anwendungsfelder

    Die Bedeutung von Religiosität und Religionspsychologie hat in einigen Anwendungsfeldern der Berufspraxis von PsychologInnen verstärkte Bedeutung:

    • in allen Aspekten des Grenzbereiches von Sterben und Tod:
      • Todesangst
      • Verarbeitung traumatischer Lebensgefahr (Notfallpsychologie)
      • Trauerarbeit: den Tod von Bezugspersonen verarbeiten
      • bei lebensbedrohlichen Erkrankungen
      • in einer Lebensendphase, bei Sterbebegleitung und Hospizarbeit
      • Suizidgedanken und –versuche, Suizidprophylaxe
    • für religionspsychologische (und parapsychologische) Kriterien zum angemessenen Verstehen außergewöhnlicher Erfahrungen zwischen Normalisierung und Pathologisierung.

  • Die psychologische Arbeit in religiösen bzw. kirchlichen Einrichtungen

    Viele PsychologInnen arbeiten in kirchlichen Einrichtungen und Beratungsstellen, was die Erwartungen von KlientInnen und die Arbeit von PsychologInnen beeinflussen kann.

    • Bringen KlientInnen, die sich an kirchliche Beratungsstellen wenden, spezifische Erwartungen und religionsbezogene Einstellungen mit?
    • Wird das berufliche Selbstverständnis von PsychologInnen durch ihre Arbeit im Rahmen kirchlicher Einrichtungen beeinflusst?
    • Werden Prozesse psychologischer Beratungen in kirchlichen Beratungsstellen spezifisch beeinflusst?

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