Sektionsbeiträge zum BDP-Kongress, 02.11.2001

Beiträge der Sektion GUS zum BDP-Kongress am 02.11.2001 in Bonn:

Fachbereich Gesundheitspsychologie

Maximilian Rieländer & Martina Abel: Psychologische Gesundheitsförderung als zukunftsorientiertes Berufsfeld

Julia Scharnhorst, MPH: Gesundheitsmanagement in der Privaten Krankenversicherung (> Publikation als Buchbeitrag)

Workshop "Psychologen fördern ehrenamtliches Engagement"

Mitgliederversammlungen

Fachbereichsversammlung für Gesundheitspsychologie (Protokoll)

Fachbereichsversammlung für Schriftpsychologie (Bericht)

Mitgliederversammlung der Sektion GUS (Protokoll) 

 
Maximilian Rieländer & Martina Abel: Psychologische Gesundheitsförderung als zukunftsorientiertes Berufsfeld

Ein einleitendes Referat vermittelt einen Überblick über:

  • aktuelle Berufstätigkeiten im Feld der psychologischen Gesundheitsförderung: z.B. Gesundheitsmanagement bei Krankenkassen, Koordinationstätigkeiten im Öffentlichen Gesundheitsdienst, Koordinationsstellen für Gesundheit auf Landesebene, betriebliche Gesundheitsförderung, Gesundheitstrainings, Prävention bei Krankenkassen, Aus- und Fortbildung im Pflegebereich, usw.
  • Zukunftsperspektiven für mehr Berufstätigkeiten: z.B. Management und Koordination für vermehrte politisch angeregte Gesundheitsaufgaben, Gesundheitsförderung in Settings (Schule, Betriebe, Gemeinden, Krankenhäuser), Fortbildung in Gesundheitsförderung für viele Berufe, Fortbildung und Supervision im ehrenamtlichen Bereich und für Selbsthilfegruppen, Systemberatungen für gesundheitsförderliche Organisationsentwicklungen, Gesundheitsförderung für Familien, Öffentlichkeitsarbeit für Gesundheitsförderung, usw.
  • Fortbildungsmöglichkeiten, insbesondere BDP-Fortbildung "Psychologische Gesundheitsförderung" und gesundheitswissenschaftliche Aufbau-Studiengänge
  • berufspolitische Aktivitäten zur Förderung der Berufstätigkeit im Fachbereich Gesundheitspsychologie

Das anschließende Rundgespräch dient zum wechselseitigen kollegialen Austausch von berufs- und fortbildungsbezogenen Informationen sowie von anregenden Ideen. Die Teilnehmer können über ihre Berufserfahrungen im Feld der Gesundheitsförderung berichten und somit Anregungen weitergeben. Sie können Fragen zu persönlichen beruflichen Planungen stellen und Antworten erhalten.

Literatur:
RIELÄNDER, M. & HERTEL, L. & KAUPERT, A. (Hrsg.) (1995). "Psychologische Gesundheitsförderung als zukunftsorientiertes BerufsfeldBonn: DPV
RIELÄNDER, M. & BRÜCHER-ALBERS, C. (Hrsg.) (1999). "Gesundheit Psychologie für Alle im 21. Jahrhundert - Ziele der Weltgesundheitsorganisation mit psychologischen Perspektiven erreichen". Bonn: DPV

 
Julia Scharnhorst, MPH: Gesundheitsmanagement in der Privaten Krankenversicherung 

(> Publikation als Buchbeitrag)

Aufgrund der Kostensteigerungen und des verstärkten Wettbewerbs im Gesundheitswesen beginnen auch die Privaten Krankenversicherungen (PKV'en) sich mit den Themen Gesundheitsmanagement und Gesundheitsförderung zu beschäftigen. Sie begreifen sich nicht länger als Institutionen, die gegen die Zahlung von Prämien lediglich Rechnungen begleichen. Vielmehr wollen sie mit Aufklärung und Betreuungsprogrammen vermehrt in die medizinische Versorgung ihrer Versicherten eingreifen. Dabei werden, mit unterschiedlichen Gewichtungen, mehrere Ziele verfolgt: Qualitätsverbesserung bei der Gesundheitsversorgung der versicherten Kunden, Aufhalten der Kostensteigerungen und eine bessere Positionierung im Wettbewerb mit anderen Unternehmen.
Bei fast allen Privaten Krankenversicherungen, die sich mit dem Thema Gesundheitsmanagement beschäftigen, finden sich in der Praxis meist folgende Elemente:

  • Informationsangebote für die Kunden, z. B. Broschüren, medizinische Telefon-Hotlines oder Internet-Angebote
  • Präventionsaktionen
  • Disease-Management: individuelle Betreuungsprogramme für Kunden mit chronischen Erkrankungen, z. B. Diabetes, Asthma
  • Case-Mangement: individuelle Betreuung für akut schwer erkrankte Kunden, z. B. nach schweren Unfällen, bei Krebs- oder Schlaganfallerkrankung
  • Organisation von kostengünstiger Versorgung der Kunden mit Hilfsmitteln oder Medikamenten, z. B. über entsprechende Versandunternehmen
  • Entwicklung von speziellen Tarifen, die die Eigenverantwortung der Versicherten für ihre Gesundheit und ihren Zugang zum Gesundheitssystem steuern sollen.

Ähnliche Angebote finden sich auch zunehmend bei den Gesetzlichen Krankenkassen. Allerdings haben die Privaten Krankenversicherungen aus rechtlichen Gründen einen besseren Datenbestand ihrer Kunden, können ihre Angebote also sehr zielgerichtet anbieten. Hier ergeben sich eventuell auch neue Berufsfelder für Psychologen, z. B. bei der Entwicklung von Informationsmaterialien, Betreuungsprogrammen und gesundheitspsychologisch ausgerichteten Gesundheitsförderungsmaßnahmen.

Workshop "Psychologen fördern ehrenamtliches Engagement"

Die Sektion GUS veranstaltete zum UNO-"Jahr der Freiwilligen", um mit PsychologInnen die gesellschaftlichen Perspektiven zur Förderung des ehrenamtliches Engagements sowie professionelle Tätigkeitsmöglichkeiten zu erörtern.

Dr. Rudolf Günther referierte Forschungsergebnisse zur ausgeprägten Bereitschaft von Bürgern zum freiwilligen Engagement: 34% sind ehrenamtlich aktiv, weitere 20% wären dazu bereit, wenn sie die Möglichkeiten sähen; er erläuterte ihr Motivstreben zu guter sozialer Einbindung, sozialer Anerkennung, persönlichem Wachstum, Abenteuerfreude und Bereitschaft zu ethischer Selbstverpflichtung.

Aus der Umfrage der Sektion GUS unter PsychologInnen zu ihren Aktivitäten im und fürs Ehrenamt berichtete Rudolf Günther: PsychologInnen betätigen sich – neben ihrem berufspolitischen Engagement – vor allem als aktive Eltern im Schulbereich, z.B. in Elternbeiräten, und im sozialen Bereich und nutzen ansonsten sehr viele verschiedene Möglichkeiten zu ehrenamtlichen Aktivitäten; dabei setzen aber nur 25% der Befragten gezielt professionelles Wissen in ihren Ehrenamtsaktivitäten ein. Auch unter PsychologInnen gibt es „Multifunktionärs“-Persönlichkeiten, die sich in mehreren Bereichen ehrenamtlich engagieren. Bei den Interviews unter PsychologInnen wurde deutlich: Ehrenamtliches Engagement wird  durch Modelllernen in der Familie, durch den frühen Beginn ehrenamtlicher Aktivitäten in Kindheit und Jugendzeit, durch eine humanistische Ethik, seltener auch durch die Bewältigung kritischer Lebensereignisse gefördert. Ihre fachlichen Kompetenzen setzen PsychologInnen vor allem in folgenden Bereichen einsetzen: in der individuellen Betreuung von Ehrenamtlern (z.B. Supervision), in der Fortbildung und in der Beratung von Organisationen, die mit ehrenamtlichen HelferInnen arbeiten.

Gerlinde Dingerkus erläuterte aus ihrer professionellen psychologische Arbeit in einer vom Land NRW finanzierten Ansprechstelle für Hospizarbeit Aspekte der fachlichen Betreuung von ehrenamtlichen HospizhelferInnen, vor allem selbsterfahrungsbezogene Fortbildungsseminare zur Förderung geeigneter Helfer-Haltungen, Supervisionen für Ehrenamtliche sowie für die Organisationen im Feld der Hospizarbeit.

Hartwig Wennemar schilderte lebhaft seinen persönlichen Werdegang zu vielfältigen ehrenamtlichen Aktivitäten und stellte dabei eindrücklich seine persönliche Balance zwischen selbstbezogener Zufriedenheit und altruistisch-ethischer Verpflichtung zu zuverlässigem und professionell gesteuertem Einsatz dar. Er berichtete über seine psychologische Betreuung von Laienhelfern im psychiatrischen Bereich sowie über die wichtige Aufgabe dabei, zwischen ‚Profis’ und ‚Ehrenamtlern’ zu vermitteln.

Dr. Uwe Fischer referierte aus einem europäischen Forschungsprojekt zur gemeindenahen Suchtprävention über Motivationen und psychologische Aspekte der Motivationsförderung im ehrenamtlichen Bereich. ‚Ehrenamtler’ fühlen sich demnach vor allem dann motiviert und unterstützt, wenn sie bei den von ihnen betreuten Menschen ‚gut ankommen’, dadurch persönliche Erfolge wahrnehmen, sowie fachliche und emotionale Unterstützung erleben. Er strich folgende professionellen Aufgaben und Kompetenzen von PsychologInnen in dem Tätigkeitsfeld heraus:

  • Aufgaben in Organisationen: Gruppen ehrenamtlicher HelferInnen aufbauen und betreuen, Organisationsberatungen, Evaluationsmaßnahmen;
  • Fortbildungen mit Inhalten und Methoden planen und durchführen;
  • Betreuung / Supervision von ehrenamtlichen HelferInnen;
  • Forschungen durchf�hren.

Im abschließenden Plenumsgespräch, von Maximilian Rieländer moderiert, wurden einige Aspekte weiter diskutiert. Als ‚Orte’ für Tätigkeiten von PsychologInnen wurden benannt:

  • die BDP-Senioren-Akademie mit ihren Angeboten für EinsteigerInnen in den Psychologenberuf,
  • Aufbau und Arbeit in Freiwilligen-Agenturen für Vermittlungs- und Unterstützungsaufgaben,
  • Stiftungen, u.a. zur Durchführung von Ehrenamts-Projekten.
Zur Übersicht
Datum
Freitag, 02.11.2001
iCalendar
Termin exportieren
Logo Berufsverband Deutscher Psychologinnen und Psychologen e.V.

Wir unterstützen Psychologinnen und Psychologen in ihren Berufstätigkeiten für die Gesundheitspsychologie und Umweltpsychologie.
Wir präsentieren Gesundheitspsychologie und Umweltpsychologie in der Öffentlichkeit, Gesellschaft und Politik.

Berufsverband Deutscher Psychologinnen und Psychologen